Rettung aus dem Bunker

Häftlinge aus drei Geheimgefängnissen in Irak befreit. Gräber von Regimegegnern auf Friedhof gefunden

BAGDAD dpa/afp ■ Im Irak sollen US-Soldaten bisher drei geheime unterirdische Gefängnisse mit überlebenden Häftlingen des Regimes von Saddam Hussein entdeckt haben. In allen Gefängnissen habe man politische Gefangene gefunden, sagte General Jawdat al-Obeidi, der von den USA eingesetzte zweite Verwaltungschef von Bagdad. „Wir arbeiten zusammen mit den Amerikanern mit Hochdruck daran, weitere geheime Gefängnisse zu finden. Es ist aber sehr schwierig, weil sie unter der Erde versteckt sind und oft nur per Zahlencode geöffnet werden können.“

In Kadhimija, einem schiitischen Viertel Bagdads, seien 25 Häftlinge in einem Gefängnis entdeckt worden. „Die Wächter hatten kurz vor dem Fall der Hauptstadt Wasser in die Zellen laufen lassen, um sie zu töten, bevor sie selbst flohen“, so Obeidi. „Die Häftlinge waren jedoch schlau und haben Sockel gebaut, auf die sie geklettert sind. So sind sie nicht ertrunken.“ In einem Geheimgefängnis in Salman Pak südlich von Bagdad haben die Amerikaner nach seinen Angaben 150 politische Gefangene befreit; an einem anderen Ort, den er nicht nennen wollte, wurden angeblich 200 Inhaftierte gefunden. Am Sonntag waren vor dem Hotel Palestine in Bagdad Dutzende schwarz gekleideter Frauen aufmarschiert. Sie forderten von den Amerikanern, nach ihren unter Saddam Hussein verhafteten und seither verschwundenen Söhnen und Ehemännern zu suchen.

Auf Anordnung der früheren irakischen Führung sind auf einem Bagdader Friedhof offenbar die Leichen von fast tausend politischen Gefangenen verscharrt worden. „Von Zeit zu Zeit kamen 10 bis 15 Leichen aus dem Abu-Ghraib-Gefängnis hier an“, sagte Friedhofsdirektor Mohimeed Aswad an den Grabstätten in einem Vorort im Westen Bagdads. Der Direktor und ein Totengräber zeigten dem AFP-Korrespondenten sterbliche Überreste der Opfer. Die letzte vergrabene Leiche habe die Nummer 993 gehabt.