Werder unterstützt „Tatort Stadion“

Erst wollte der Bremer Fußball-Club nichts mit der Ausstellung zu tun haben – jetzt ist Präsident Born Schirmherr

taz ■ Der Präsident des SV Werder Bremen, Jürgen Born, übernimmt die Bremer Schirmherrschaft für die Wanderausstellung „Tatort Stadion“. Das bestätigte gestern Werders Mediendirektor Tino Polster. Und das, nachdem Born noch im Januar in einem taz-Interview die Entscheidung verteidigt hatte, den Ausstellungsmachern keinen Platz im Ostkurvensaal des Weserstadions anzubieten.

Der Hintergrund für die Querelen: Die vom „Bündnis aktiver Fußballfans“ (BAFF) initiierte Ausstellung thematisiert rassistische und nationalistische Tendenzen in deutschen Fußballstadien – und in den Verbänden. Zum Ärger des Deutschen Fußballbundes (DFB) werden auch Zitate des DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder dokumentiert, in denen er unter anderem beklagt, dass etwas „nicht stimmen“ könne, „wenn beim Spiel Bayern gegen Cottbus nur zwei Germanen in der Anfangsformation stehen.“

Der DFB hatte daraufhin seine Mitgliedsvereine gebeten, die Schau nicht zu unterstützen – und der SV Werder Bremen hatte wie fast alle Vereine zunächst gekuscht. „Wir wollten dem DFB nicht in den Rücken fallen“, erklärt Werders Mediendirektor Polster. Doch weil jetzt „relative Ruhe“ im Streit um die Zitate zwischen BAFF und DFB eingekehrt sei, sei es auch kein Problem mehr, die Ausstellung zu unterstützen – und bekannt zu machen.

Ähnlich wie zuletzt in Hannover werden die Termine über die Anzeigentafel im Weserstadion flimmern, und auch der Stadionsprecher wird ein paar Worte zu „Tatort Stadion“ verlieren, sagt Polster. Außerdem soll ein Artikel im Werder-Magazin auf die Ausstellung hinweisen.

Der Hauptgrund für die Kehrtwende ist laut Polster, dass die BAFF-Leute erklärt hätten, keine aktive Pressearbeit mehr in Bezug auf die umstrittenen Mayer-Vorfelder-Zitate zu betreiben. Doch gezeigt werden sie auf jeden Fall, bestätigt BAFF-Organisator Gerd Dembowski. Für Werder kein Problem, sagt Polster. „Wir wollten auch niemandem vorschreiben, wie die Ausstellung aussehen soll.“ Selbstverständlich beurteile man in Bremens Fußballverein die Ausstellung insgesamt postitiv.

Doch eine Ausstellung auf dem Vereinsgelände – dafür komme das Einlenkens des Bremer Vereins zu spät, sagt BAFF-Mann Dembowski. Schließlich ist die Eröffnung bereits am 28. April – im Haus des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gegenüber dem Bahnhof. Themen der seit rund einem Jahr umherziehenden Ausstellung sind unter anderem: Homophobie, Frauenfeinde, Antisemitismus, aber auch Gegenoffensiven und Positiv-Beispiele wie der FC St.Pauli.

Eiken Bruhn