An die Hammelbeine

FC St. Pauli gewinnt letztlich den Prozess gegen die ehemalige Verwaltungsleiterin Tatjana Groeteke

Hamburg taz ■ „So hat man schon jeden Außendienstmitarbeiter an die Hammelbeine gekriegt“, schulterzuckte der Arbeitsrichter Eelbo trocken. Hintergrund dieser etwas bissigen Einlassung waren jene 38,10 Euro, die den Beklagten FC St. Pauli letztlich als Sieger aus dem langwierigen Prozess gegen die ehemalige Verwaltungsleiterin des FC St. Pauli, Tatjana Groeteke, auswiesen. Dieser fehlende Betrag gab den Ausschlag in einem Prozess, der in seiner Gesamtheit alle möglichen Haken schlug.

Zuerst waren es schwarze Kassen, die Groeteke beim ehemaligen Bundesligisten ausgemacht haben wollte, dann waren es Scheinverträge mit Angestellten, um Steuern zu sparen, und letztlich forderte die Klägerin Schmerzensgeld, Schadensersatz, Urlaubsgeld und eine Abfindung von dem Verein, dessen Rufschädigung sie zu einem Teil mitverantwortete. „Die neuen Besen haben gekehrt“, sagte Arbeitsrichter Eelbo, der sehr wohl erkannte, dass man nach dem Präsidiumswechsel Gründe für eine Trennung von Groeteke bewusst gesucht und gefunden hatte. 9.884 Euro wurden Groeteke noch als Urlaubsentschädigung zugesprochen. Wahrscheinlich wird die Klägerin die nächsthöhere Instanz anrufen.

Der wesentlichste Punkt des Verfahrens war allerdings, dass die beiden ehemaligen Präsidiumskollegen Reenald Koch und der Anwalt Christian Pothe öffentlich zugaben, Scheinverträge ausgearbeitet zu haben und somit Steuerhinterziehung betrieben wurde, um mit dieser eventuell abgesprochenen Falschaussage die Klägerin zu schützen. Lediglich das dritte Präsidiumsmitglied Stephan Beutel blieb bei der glaubhafteren Variante von den Scheinverträgen nichts gewusst zu haben. Ob der Verein nun wenigstens Klage gegen die Präsidiumsmitglieder erhebt, die vor Gericht Steuerhinterziehung zugaben, bleibt abzuwarten. Oke Göttlich