Preiswertes Hamburg

Das ist wahre Einstellung: Die Hansestadt jammert nicht über entgangenes Olympiaglück, sondern klotzt. Die Opfer sind Wien, Dinkelsbühl und natürlich die Mutter aller Feinde: Leipzig

von PETER AHRENS

Olympia ist lange vergessen. Wandelt eure Wut in Energie, hat ein früherer Innensenator mal gefordert, und Hamburg erweist sich als würdig, dieser Forderung nachzukommen. Die Hansestadt sammelt als Kompensation Events wie andere Leute Briefmarken. Erst der „Bambi“ (hurra), dann wahrscheinlich auch der „Echo“ (hurrahurra), und gestern hat Senatssprecher Christian Schnee mit geschwellter Brust mitteilen lassen, dass Hamburg demnächst auch den „Worlds Award“ (hurrahurrahurra) vergeben wird. Bisher war Wien, die läppische Mittelstadt irgendwo am Rande der Tatra, Austragungsort. Jetzt aber Hamburg, jetzt kommt wieder „Glanz“ (Dana Horáková) in den Worlds Award, von dem zwar niemand so genau weiß, was das ist, der aber im Vorjahr Michael Jackson verliehen wurde. Hamburg, Weltstadt.

Und damit ist noch lange nicht Schluss. Ole von Beust, der Award-Hunter 2003, ist wieder auf der Pirsch. In der Senatspressestelle wird bereits fieberhaft an der Pressemitteilung gebastelt. Am Dienstag, auf der Landespressekonferenz, soll es verkündet werden: Die Preisverleihung des Fotowettbewerbs „mensa Italia“, der bislang vom Studentenwerk Göttingen veranstaltet wurde, soll künftig in der Color Line Arena über die Bühne gehen. Der Bürgermeister und die Kultursenatorin sind in der vergangenen Woche mehrfach in die niedersächsische Metropole gereist und haben diesen Erfolg für Hamburg ausverhandelt. Im Gegenzug erhält Göttingen ab Sommer die Spielrechte für den Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli – ein taktischer Geniestreich von Beusts. Der Bürgermeister freut sich diebisch: „Die sind dann ja gar nicht mehr in der 2. Liga. Die habe ich über den Tisch gezogen.“

Kein Ausruhen auf den Lorbeeren: So soll die Kegelolympiade künftig nicht mehr im sachsen-anhaltinischen Wernigerode, sondern in der Alsterdorfer Sporthalle ausgespielt werden. Sportsenator Rudolf Lange verkündete dies am Rande der Verleihung des Wettbewerbs „Beste Online-Zeitung Westfalens“, die erstmals nicht in Münster, sondern im Kaisersaal des Rathauses vorgenommen wurde.

Währenddessen ist die rastlose Kultursenatorin mit einer weiteren renommierten Trophäe nach Hamburg zurückgekehrt. Horáková ist es gelungen, den sächsisch-siebenbürgischen Kulturpreis aus Dinkelsbühl loszueisen. Für die zuletzt unter Beschuss geratene Senatorin ein Befreiungsschlag. Sie hat sich verpflichtet, als Gegengabe den Intendanten des Deutschen Schauspielhauses für drei Jahre an die Freilichtbühne Dinkelsbühl auszuleihen. Tom Stromberg soll dort „Oh, wie schön ist Panama“ inszenieren.

Den größten Coup bereitet der Senat noch im Geheimen vor. Wie durchsickerte, will Hamburg ab 2004 auch den Bernhard-Remmers-Preis für Baustofftechnik und Fassadenschutz an die Elbe holen. Der traditionsreiche Preis hatte bisher Jahr für Jahr eine feste Heimstatt auf der Fachmesse „denkmal“. Und die hat ihren Platz in – Leipzig.