Schmusikus im Bürgerhaus

Mit glatten Haaren und geschlossenen Augen: Pippo Pollina fühlt gesangvolle Balladen mit Polit-Message

Wer ist Pippo Pollina? In Deutschland nicht besonders bekannt darf der Chansonnier, der heute im Bürgerhaus Weserterrassen auftritt, als so etwas gelten wie der italienische Konstantin Wecker. Allerdings mit besserer Stimme, weniger aufdringlich, ganz ohne Schnee und mit deutlich längeren Haaren.

Aber politisch engagiert ist er auch, der Pippo, der als 17-jähriger ragazzo Palermo und der ganzen sizilianischen Heimat den Rücken kehrte, und zu Fuß, caminando, caminando mit seiner Gitarre schließlich in der Schweiz ankam, in Luzern, wo er auch heute noch lebt; und manchmal wird die schmeichelnd-warme Stimme richtig hart und sogar ein bisschen rau. Dann blitzen zwischen den unerfüllten Hoffnungen und der gesättigten Wehmut die wahren Ursachen des Weltschmerzes auf – besonders in den raconti brevi, den kurzen Geschichten, die manchmal richtig bissig sind.

Diese herben Akzente, die glitzernden Pointen – der Schmusikus ist kein Kitschier, sondern nur gefühlvoll. Was selbst merkt, wer nur die deutschsprachigen Titel versteht – oder überhaupt nicht auf die Texte achtet. Denn erfreulich intelligent sind dieArrangements der Canzone: Facettenreich begleitet das Palermo Acoustic Quartet Pollina, mal jazzy, auch folkig, und dann und wann ein rockiger Riff – hörenswert, sehenswert und nur heute in Bremen. bes

Pippo Pollina, Bürgerhaus Weserterrassen, 20 Uhr