Elektro-Frost

Cyber-Musik klingt so schön kühl, meint David Lynchs Hofkomponist Kim Cascone – und führt‘s in Bremen vor

Das Trio Radian, Kim Cascone und Gert-Jan Prins – diese drei eher der Popkultur zugehörigen Künstler und Ensembles präsentieren heute in der Reihe Elektronische Musik (R.E.M.) in der Weserburg ihre eigenwilligen Ansätze. Kim Cascone aus San Francisco wird in Bremen sein neues Projekt „Tropes & Sequences“ vorstellen. Mit diesem sucht er eine Verbindung zwischen klassischer elektronischer Moderne und populären Strömungen elektronischer Musik: Er remixt Werke von Komponisten wie Iannis Xenakis.

Bekannt wurde Cascone durch die verstörenden Soundscapes für „Wild At Heart“ und „Twin Peaks“ von David Lynch. Damals hatte er schon seine akademischen Weihen am Berklee College in Boston erhalten. Er weiß also sehr genau, auf welch schweres Vermächtnis er sich mit seinem Crossover einlässt: Seiner Ansicht nach kommen die innovativen Werkzeuge aus dem akademischen Sektor, die musikalischen Innovationen allerdings aus dem Pop-Sektor. Electronica und HipHop hätten „die Avantgarde-Bewegung auf die Straße geholt.“ Nach eigener Aussage schätzt er gerade das an Computer-Musik, was man ihr gemeinhin vorwirft: Kälte, Sterilität, Gefühllosigkeit.

Der Amsterdamer Gert-Jan Prins wiederum hat einen Background sowohl in Free Jazz und Elektronik als auch in Rock und Industrial. Seit einiger Zeit widmet er sich bevorzugt Fernsehern und Radios als Klangquellen – allerdings ohne Sendungen zu samplen. Vielmehr bedient er sich, selbst ursprünglich Schlagzeuger, der nichtdefinierten Frequenzen zwischen den Kanälen und lotet ihre perkussiven Möglichkeiten aus. Aus diesen statisch aufgeladenen Sounds und ihrem Knacken und Knistern kreiiert Prins rhythmisch komplexe Musik mit enormer Raumwirkung. Eine Vorliebe, die er mit dem Trio Radian teilt. Anders als Prins zaubern die Wiener jedoch fragile Strukturen aus ihrem geräuschhaften Material – Musik von kühler Strenge. Dieter Wiene

Weserburg, heute, 20.30 Uhr