Ranking aus der Wundertüte

Die Bremer Hochschulen schneiden bei einer Studie des Stern nicht besonders gut ab. Einzige Studien-Empfehlung: die Uni-Maschinenbauer. Dafür tragen Historiker oder Biologen die rote Laterne

Als „Elite-Unis“ sind die Hochschulen in Nordwest bislang kaum bekannt

taz ■ Fakten, Fakten, Fakten – und immer an die Leser denken. Das tut ausnahmsweise auch mal Deutschlands Info-Postille Nummer 1, die Wundertüte Stern, die in ihrem neuesten Spezial „Campus & Karriere“ ausführlichst Unis und Hochschulen rankt. Die Quelle: Das Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), das allein in diesem Jahr 3.300 Professoren und 30.000 Studenten an 200 Hochschulen in Deutschland über vieles und noch so vieles von Studiendauer bis zur Einwahl von Drittmitteln befragte.

Die Bremer Hochschulen schneiden nicht besonders gut ab. So raten Professoren fast für jeden der 26 geprüften Fachbereiche von einem Studium im Land ab – als „Elite-Unis“ waren die Hochschulen in Nordwest bislang ja auch kaum bekannt.

Warnsignale sendet CHE geradezu an diejenigen, die Geschichte an der Uni Bremen studieren wollen. Hiesige Historiker landen in punkto Studiendauer, Veröffentlichungen sowie Professorentipp in der Schlussgruppe. Laut CHE sollten es Geschichtler lieber in Freiburg oder Bamberg probieren.

Ähnliches gilt für Anglisten und Amerikanisten, Biologen und Germanisten der Uni. Die Bremer Juristen hingegen fühlen sich immerhin gut betreut, dafür dauert das Studium zu lang. Die hiesigen Politologen werben zwar viele Forschungsgelder ein – dafür finden die Studierenden das Institut nur mittelmäßig.

Genauso die Psychologen: Laut CHE murren die Studis, immerhin liegt das Institut jedoch in der Forschung mit vorne.

Überraschend gut bewertet wurde das kleine Häuflein der Bremer Uni-Maschinenbauer: Sie werben viele Forschungsgelder ein und werden gut betreut. Dafür vergibt CHE die einzige Empfehlung des gesamten Rankings, in Bremen zu studieren. Hier würden die Studis von ihren Professoren nicht nur belehrt, sondern auch beraten. Also, zielstrebige Maschinenbauer: Ab nach Bremen!

Auch recht gute Nachrichten gibt es von der Mathematik: Dort hat sich die Uni bei der Studiendauer an die vorderen Plätze gerechnet. Auch bei den Punkten „Gesamturteil Studierende“ und „Forschungsgelder“ bekommen die Mathematiker gute Noten. Also: Wer zügig alles über den Satz des Pythagoras und so erfahren will: an der Weser möglich! Auch die Uni-Informatiker sind spitze, und zwar beim Drittmittel-Einwerben. Dafür gibt es dort – man glaubt es kaum – zu wenig Computer. Zudem sind die Informatiker bei der Studiendauer abgestürzt. Kein Wunder, wer so viel Zeit beim Geld-Abgrasen vertrödelt…

Gleich drei rote Punkte bekommen die Bremer Chemiker von CHE verpasst – das heißt „in der Schlussgruppe“ bei der Studiendauer, den wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie beim „Professorentipp“. CHE-Tipp: Ab in die Labore der Uni Marburg.

CHE hat sich auch an der Hochschule umgehört: Das Ergebnis legt nahe, hier besser nicht Sozialwesen zu belegen: Rote Laterne im Gesamturteil der Studierenden, bei der Betreuung, der Studienorganisation und natürlich auch in der Meinung der Professoren. Auch die Hochschul-Architekten wie die Maschinenbauer kommen nicht gut weg. Dafür werden die Bauingenieure aus der Neustadt weit vorne gerankt: Kurzes Studium und ein relativ hoher Frauenanteil, meint CHE.

Achtung, liebes Erstsemester, der Du es nach Lektüre des Rankings bereut haben könntest, für Dein Studium ausgerechnet das Land Bremen gewählt zu haben – ein altes Statistiker-Sprichwort lautet: Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.

Soll heißen: Die CHE-Faktensammlung hat zwar quasi universelle Allgemeingültigkeit – aber erstens gibt es bereits herbe Kritik an der Vorgehensweise der CHE-Leute, zweitens wird die nächste Studie aus anderer Quelle garantiert andere ergeben als das CHE-Ranking.

Kai Schöneberg

Infos: www.stern.de/studienfuehrer