was macht eigentlich ...Egon Krenz?

Sein Haus räumen

Geschichte kann gespenstisch sein. Jüngstes Beispiel: die Geschichte des Egon Krenz. Lange Zeit ging sie ungefähr so: Ein Gespenst geht um in Berlin – das Gespenst des Krenz. 1989 aus dem heimeligen Schatten des großen Honecker ans grelle Licht der politischen Macht gezerrt, war es jedoch bald um das Gespenst geschehen, und die Geschichte nahm eine unschöne Wende: Alle Mächte des neuen Berlin haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet.

Nicht nur verurteilte ihn das Landgericht zu sechseinhalb Jahren Haft wegen der Mauer-Todesschüsse, nicht nur lehnte das Gericht im März den Antrag auf vorzeitige Entlassung ab. Auch die Oberfinanzdirektion will ihm nun an die inhaftierten Taschen und hat ihr Recht auf das Krenz’sche Flachbauhäuschen in Pankow eingeklagt – das letzte Stück Berliner Kommunisten-Eigentum, das dem 66-jährigen Freigänger und Tagsüber-Jobber bei einer Fluggesellschaft noch geblieben war. Kein „rechtmäßiger Eigentümer“, hieß es beim Bundesgerichtshof, obwohl und weil Krenz das Haus 1990 für stolze 252.000 DDR-Mark von der Versorgungseinrichtung des Ministerrates erworben hatte.

Fazit: Krenz hat sein Haus in Pankow geräumt und will nach der Entlassung nicht mehr in Berlin leben. Das Ende der Geschichte? In der Krenz-Datsche in Mecklenburg-Vorpommern wird sie laut Anwalt nicht fortgesetzt. Hey, Flachbau-Besitzer aller Länder, findet doch ein Plätzchen für Genosse Egon! Er braucht auch kein Schlafzimmer – vorerst. SL

FOTO: AP