„Verwerflichste Betrugsgeschichten“

Beim Springer-Verlag sind die Krisen hausgemacht: Der Herausgeber verplappert sich, und jetzt motzt auch noch der Verleger-Enkel

BERLIN taz ■ Frohe Nach-Ostern bei Europas größtem Zeitungshaus: Am Dienstag bekannte der vom ZDF-Intendanten zum Springer-Herausgeber mutierte Dieter Stolte indirekt, für das seit Jahren schwer defzitäre Intelligenzblatt Welt gebe es keine Bestandsgarantie mehr. Ein Teil des Springer-Anteilspakets, das derzeit bei der Deutschen Bank liegt, soll an die Börse, hatte Stolte bei der Anhörung zum Ministererlaubnisverfahren in Sachen Tagesspiegel und Berliner Zeitung ziemlich freihändig erläutert. Und da sind Verlustschleudern eher hinderlich. Nun hängt an der Welt seit 2002 auch Springers Berliner Lokalblatt Morgenpost, und bei den redaktionell vereinten Blattschwestern, deren Quasi-Fusion bislang in den höchsten Tönen als Erfolgs- und Kostensparmodell sondergleichen gelobt wurde, macht sich Verunsicherung breit.

Gleichzeitig spitzt sich offenbar auch der schon länger schwelende Streit um das Erbe des Verlagsgründers Axel Cäsar Springer zu. Im heutigen Stern attackieren die Anwälte von Axel Sven Springer eine Erbenvereinbarung, nach der der Verleger-Enkel 1985 auf einen Großteil seiner Anteile am Medienkonzern bes zugunsten von Springers Ehefrau Friede verzichtete, scharf. Es handele sich um eine der „größten und verwerflichsten Betrugsgeschichten, die in den letzten Jahrzehnten in einer Familiendynastie abliefen“, sagte Anwalt Oliver Heine über die am 31. Oktober 1985 geschlossene Vereinbarung. Damals hatte Axel Sven Springer auf 20 von 25 Prozent des Nachlasses, der ihm laut Testament zustand, verzichtet. Heute fühlt sich der Enkel getäuscht und verlangt laut Stern von seiner Stiefgroßmutter Friede Springer zehn Prozent aus dem Nachlass zurück. STG