Die USA und das Öl

betr.: „Erschreckend konsequente Politik“ von Renée Zucker, taz vom 22. 4. 03

Das war eine positive Überraschung, diese gute Rezension von Renée Zucker in der taz zu finden. Zwar habe ich die taz abonniert, aber daneben lese ich noch regelmäßig die Frankfurter Rundschau, in der vor kurzer Zeit Renée Zucker die Nachfolge von Michael Rutschky mit einer eigenen Kolumne angetreten hat.

Im Gegensatz zu Rutschky baut Renée Zucker nicht fortwährend den Popanz einer bornierten, antiamerikanischen Linken auf, um die eigene Meinung kundzutun. Wie auch in dieser Rezension ist sie stattdessen über Hintergründe informiert und offen für auch schwer verdauliche Belege für die imperialen Absichten der Bush-Perle-Rumsfeld-Cheney-Gang.

Dennoch fehlt mir selbst bei ihr (und leider auch bei Andreas Zumach, den ich sonst ebenfalls für einen absoluten Lichtblick bei der taz halte) das Belegen der geäußerten Meinungen mit Dokumenten bzw. mit Quellenangaben. Gerade heute, da viele Quellen im Internet zugänglich und nachprüfbar sind, wäre dies ein Beitrag dazu, die LeserInnen mündig ihr eigenes Urteil bilden zu lassen.

Zur von Renée Zucker zitierten Tatsache, dass der Irakkrieg schon lange vor dem 11. September im Bush war, gibt es ein Originaldokument vom September 2000, in dem auf Cheney’s „Defense Policy Guidance“ Papier verwiesen und die Notwendigkeit, den Irak militärisch zu besetzen (egal ob Saddam Hussein existiert oder nicht!), betont wird. Dies ist zu lesen unter www.newamericancentury.org/publicationsreports.htm.

Einen weiteren Zusammenhang hat William Clark in einem brillanten Artikel herausgearbeitet: dass der Krieg ein Abwehrgefecht der USA gegen die eigene ökonomische Schwäche darstellt. Saddam Hussein hat nämlich seit November 2000 seine Ölverkäufe nicht mehr in Dollar, sondern in Euro abgewickelt. Würde dies Schule machen (der Iran hat sich diesen Schritt bereits ebenfalls überlegt), dann könnten die USA sich ihre immensen jährlichen Handels- und Budgetdefizite nicht mehr leisten, mit denen sie derzeit noch ihre überlegene militärische Technologie finanzieren und die ihrerseits von den Dollarkäufen der ölabhängigen Länder sowie mit den Petrodollar der Opec-Staaten ausgeglichen bzw. „refinanziert“ werden. William Clark ist zu lesen unter nc.indymedia.org/news/2003/01/2177_comment.php.

ALFRED K. WEBER, Herold

betr.: „Diese Friedensbewegung braucht keiner“ von Klaus-Peter Klingelschmidt, taz vom 16. 4. 03

Bush hat versucht, mit Stimmungen und Kolportagen den Bauch der Menschen für den Krieg zu gewinnen, um diesen zu legitimieren. Doch jeder Mensch mit halbwegs Köpfchen durchschaute die allzu billigen Lügen und fühlte sich unter Niveau manipuliert. So kam es zum Aufschrei der Welt gegen den Irakkrieg.

Aber auch das einfache Weltbild der Friedensbewegung, deren „Achse des Bösen“ von Washington über Madrid nach London führt, ist wenig hilfreich in Zeiten, in denen sich der Aktionsraum Krimineller mehr oder weniger zufällig mit den Landesgrenzen von souveränen Staaten deckt (Jugoslawien, Afghanistan, Irak und andere).

Auch die UNO scheint wenig geeignet, um Werkzeuge zu schaffen, wie im Sinne der Menschenrechte Einfluss auf die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten genommen werden kann. Zu viele Staaten mit „Dreck am Stecken“ haben ein Mitspracherecht.

Wünschenswert wäre eine Friedensbewegung, die sich damit befasst, wie den Menschenrechten auch unter widrigen Umständen zum Sieg verholfen werden kann. Denn ein hilfloses „Frieden, Frieden“ im größten Schlamassel ist vielleicht Balsam für die eigene Seele, nicht aber für die Betroffenen.

So sind als Folge des friedlichen Mittels „UNO-Sanktion“ in den 90er-Jahren offenbar mehr Kinder im Irak zu Tode gekommen als während des jetzigen Krieges.

KLAUS WESTERMANN, Neu-Edingen