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Der Atomstreit

Es geht um zwei mutmaßliche Atomwaffenprogramme Nordkoreas. Das erste betrifft die Atomforschungsanlage Yongbyon. Wegen des Verdachts, Nordkorea produziere dort Plutonium für Atomwaffen, erwogen die USA 1994 sogar Militärschläge gegen die Anlage, die nach Angaben Nordkoreas der Energieerzeugung dient.

Im Oktober 1994 wurde in einem Rahmenabkommen vereinbart, die Atomanlage einzumotten, international zu überwachen und die Brennstäbe außerhalb des Reaktors zu lagern. Dafür versprachen die USA, Südkorea, Japan und die EU Nordkorea zwei Leichtwasserreaktoren zur Stromerzeugung und bis zu deren Fertigstellung Öllieferungen. Die damalige Clinton-Regierung stellte zudem die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und Wirtschaftshilfe in Aussicht und versprach, Nordkorea nicht militärisch anzugreifen.

Nach seiner Amtsübernahme änderte Präsident Bush die US-Nordkoreapolitik, zählte das Land zur „Achse des Bösen“ und bedrohte es indirekt durch die neue Bush-Doktrin mit Präventivschlägen. Im Oktober 2002 konfrontierte der US-Staatssekretär James Kelly in Pjöngjang nordkoreanische Regierungsvertreter mit US-Geheimdiensterkenntnissen, nach denen Nordkorea ein geheimes und vertragswidriges Urananreicherungsprogramm zur Atomwaffenproduktion betreibt. Dies habe Nordkoreas Regierung ihm gegenüber zugegeben, sagte Kelly. Nordkorea bestritt das.

Im November 2002 stellten die USA die Öllieferungen ein, worauf Nordkorea die Inspektoren auswies, den Atomwaffensperrvertrag kündigte und drohte, die Atomanlage Yongbyon wieder hochzufahren. Nordkoreanische Raketentests, die Verlegung von US-Bombern nach Südkorea und ein Luftzwischenfall heizten die Spannungen weiter an. SVEN HANSEN