Abbas überzeugt Arafat

Streit um Palästinenser-Kabinett beigelegt: Designierter Ministerpräsident setzt seine Ministerliste durch

RAMALLAH ap/afp ■ Palästinenserpräsident Jassir Arafat und der designierte Ministerpräsident Mahmud Abbas haben gestern Nachmittag ihren Streit über die Bildung einer neuen Regierung beigelegt. Arafat und Abbas hätten ihn über ihre Einigung auf eine Kabinettsliste informiert, erklärte Parlamentspräsident Ahmed Kureia. Er werde nun binnen einer Woche eine Sondersitzung des Parlaments anberaumen, bei der die Liste vorgelegt werden soll. Die Frist zur Vorstellung von Abbas' Liste, der Arafat zuvor die Zustimmung verweigert hatte, wäre um Mitternacht abgelaufen.

Abbas wurde bei seinem Besuch im Büro Arafats gestern vom ägyptischen Geheimdienstchef Omar Suleiman unterstützt, der zuvor in einem letzten Vermittlungsversuch einen Kompromissvorschlag vorgelegt hatte. Auch Ägyptens Präsident Husni Mubarak und der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, hatten Arafat in Telefongesprächen zu einer einvernehmlichen Lösung gedrängt. Anrufe erhielt Arafat auch vom griechischen Außenminister Georgios Papandreou und der Regierung von Katar.

Abbas genießt das Vertrauen der USA, ist international ein gern gesehener Verhandlungspartner und gilt nicht wenigen als letzte Hoffung für den stockenden Friedensprozess im Nahen Osten. Vielleicht gerade deshalb hat sein einstiger Mentor Jassir Arafat sich gegen die Kabinettspläne des designierten palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas gestellt. Mit seinem Nachgeben scheint sich Palästinenserpräsident Arafat damit abgefunden zu haben, dass er in Zukunft eine eher symbolische Rolle spielen wird. Die USA haben Arafat als Gesprächspartner längst ignoriert. Dafür erhielt der 1935 geborene Abbas alias Abu Masen schon vor der Nominierung durch die Palästinensergremien eine Einladung nach Washington.