Tierlabor wird freigesprochen

Die Münsteraner Tierversuchs-Firma Covance hat von Tierschützern nichts zu befürchten: Gestern stellte die Staatsanwaltschaft Münster das Verfahren wegen des Vorwurfs der Tierquälerei ein

VON KLAUS BRANDT UND NATALIE WIESMANN

Die Staatsanwaltschaft Münster hat sämtliche Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gegen Verantwortliche und Tierpfleger der Firma Covance eingestellt. Filmmaterial sei ausgewertet, Zeugen vernommen und vier Gutachter angehört worden. Trotzdem habe nicht festgestellt werden können, dass sich Mitarbeiter eines der größten Tierlabore Deutschlands strafbar gemacht haben, heißt es in einer offiziellen Mitteilung von gestern.

Die Firma Covance, die im Rahmen von Medikamentenentwicklungen in großem Umfang Rhesusaffen und Makaken zu Versuchszwecken einsetzt, war durch zwei Berichte eines TV-Magazins in die Schlagzeilen geraten. In diesen Sendungen wurde heimlich gedrehtes Filmmaterial über gequälte Affen gezeigt, das in der Öffentlichkeit als schockierend empfunden wurde.

Auch Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer betont: „Tierversuche als solche sind unschön. Doch darüber hatte die Staatsanwaltschaft nicht zu entscheiden.“ Schweer verweist darauf, dass es sich bei der Firma „Covance Laboratories GmbH“ um ein Unternehmen handelt, dem es offiziell von der Bezirksregierung Münster erlaubt sei, im Rahmen der Medikamentenentwicklung Tierversuche im vorklinischen Bereich durchführen zu dürfen. Für die Staatsanwaltschaft war deshalb nur zu prüfen, ob sich die Tierversuche „im Rahmen der Genehmigungsgrenze“ bewegt haben. Dass Verantwortliche entgegen der Genehmigung tierquälerische Handlungen angeordnet oder geduldet haben, sei nicht festgestellt worden, heißt es.

Auch die Ermittlungen gegen den gleichzeitig angeklagten Leiter des Veterinäramts, Roland Otto, wurden eingestellt. Die Tierschützer verdächtigen ihn der Befangenheit im Fall Covance. Die Staatsanwaltschaft hingegen sagt, es habe zu keiner Zeit auch nur der Hauch des Verdachts bestanden, dass er durch mangelnde Überprüfung oder unterlassenes Handeln Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gebilligt oder gefördert habe.

Dem widersprechen die Münsteraner Grünen. Sie haben herausgefunden, dass Otto im Oktober 1999 mit Covance eine zweiwöchige Forschungsreise ins Affenlabor nach Mauritius unternommen hat –von der Stadt finanziert. Dabei sei es um Quarantänezeiten für importierte Affen gegangen. Diese kommen jedoch per Flugzeug in Frankfurt am Main an und unterstehen deshalb den Quarantäne-Regelungen der hessischen Landesregierung. „Wozu war also diese Reise“, fragt sich der grüne Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel aus Münster. Außerdem hätte die Stadt die Reise bisher verheimlicht. „So ein Unsinn“, sagt der Pressesprecher der Stadt, Joachim Schiek. Die allgemeinen Aufstellungen von Quarantäne-Zeiten sei zwar Landessache, die Entscheidung über eventuelle Verkürzung liege jedoch in der Hand der Gemeinde. Und der öffentliche Druck hätte bei Covance Wirkung gezeigt, man wolle jetzt bereits EU-Standards einführen: „Die Affen werden jetzt nicht mehr in Einzelkäfige gesteckt, sondern in Paaren und Gruppen gehalten.“