Erzbistum Köln spart jetzt weltweit

Weil die Kirchensteuereinnahmen zurückgehen, kürzt die Kölner Diözese die Entwicklungshilfe. Auch bei der Kollekte spenden die Gemeindemitglieder weniger. Bei der Evangelischen Landeskirche Rheinland ist die Lage nicht viel anders

KÖLN taz ■ Das Erzbistum Köln muss sparen: Wegen sinkender Einnahmen durch Kirchensteuern rechnet es in diesem Jahr mit 90 Millionen Euro weniger Einnahmen – das wären 13 Prozent des Jahresetats. Das heißt weniger Geld für Pfarrer, Kindergärten, Büchereien – und auch für Entwicklungshilfeprojekte. Zwar versichert Pressesprecher Christoph Heckeley: „Der Kirchensteuerrat legt großen Wert darauf, dass dieser Posten nicht angetastet wird.“ Aber schon 2003 gab das Bistum dafür nur noch rund 15,8 Millionen Euro aus, was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 1,7 Prozent, gegenüber 1995 sogar um 11 Prozent ausmacht. Mit 2,2 Millionen Katholiken ist das Erzbistum Köln das größte in Deutschland, es gilt als eine der finanzstärksten Diözesen der Welt. Der Jahreshaushalt 2004 ist mit 680 Millionen Euro angesetzt.

Auch mit projektbezogenen Kollekten können die Mitglieder der etwa 750 Gemeinden des Erzbistums die Finanzlücken nicht schließen. Zwar ersangen die Sternsinger im Jahr 2003 etwa 2,2 Millionen Euro (2002: 1,8 Millionen). Und für das Hilfswerk Misereor wurden 2003 im Erzbistum Köln über 2,1 Millionen Euro gespendet, gut 100.000 Euro mehr als im Vorjahr. Aber vor zehn Jahren machten die Gemeindemitglieder noch umgerechnet 3 Millionen Euro für Misereor locker. Dessen Arbeit ist laut Pressereferent Gottfried Baumann weiterhin gesichert, vor allem durch die Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsministerium: „Wir unterstützen vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika rund 1.000 Projekte. Bei fast jedem zweiten ist das Ministerium mit im Boot.“

Nicht viel anders – wenn auch auf niedrigerem Niveau – sieht die Finanzlage bei der Evangelischen Landeskirche Rheinland aus, deren Einzugsgebiet geografisch in etwa dem des Erzbistums Köln entspricht. Auch hier sanken die Einnahmen durch den Rückgang der Kirchensteuern. Das hat Folgen für die Unterstützung von Entwicklungshilfeprojekten: 100.000 Euro weniger als in den Jahren zuvor sieht der Etat für 2004 vor, bislang waren es „relativ konstant“ sieben Millionen Euro, so Pressesprecher Jens Peter Iven. Er verweist aber auf die vielen Partnerschaftsprojekte der rund 800 Gemeinden, die in dieser Summe nicht enthalten sind. „Die Motivation auf dieser Ebene ist extrem groß, die zum Teil schon lange unterstützten bestehenden Projekte aufrecht zu erhalten“, weiß Ivens Kollege vom Evangelischen Stadtkirchenverband Köln. „Die Gemeinde Köln-Mitte wird zum Beispiel alles tun, damit die Irente-Farm in Tansania auch künftig Schule, Ausbildung und Krankenhaus anbieten kann.“ Jürgen Schön