Hauptproblem sind breite Kurze

Auftakt zum Straßenkarneval laut Polizei in Köln und Umland ruhig. Kölner Kiosk wegen Ausschank von Alcopops an Jugendliche geschlossen. Mehr als 100 Wildpinkler erwischt

KÖLN taz ■ Die Kölner und die zum Feiern zugereisten Jecken nehmen das diesjährige Motto des Kölner Festkomitees offenbar ernst: „Laach doch ens, et weed widder wäde“ („Lach doch mal, es wird wieder werden“). Die erste Zwischenbilanz der Kölner Polizei hieß gestern jedenfalls: 60.000 feierten „ruhiger als im Vorjahr“. Auch aus Bonn, Aachen, Stolberg und Eschweiler meldeten die Polizeistellen „keine besonderen Vorkommnisse“.

Doch ganz ohne Schwierigkeiten verlief das erste Drittel des Straßenkarnevals nicht. Die gute Stimmung trübte vor allem der Konsum so genannter Alcopops durch Kinder und Jugendliche: Bei 106 betrunkenen Minderjährigen schritt die Polizei ein. Ausgerechnet am Kölner Neumarkt, wo die Party „Jeck Dance“ speziell für die Pänz stieg, musste die Polizei einen Kiosk schließen, weil der Besitzer sich weigerte, den Verkauf von alkoholischen Getränken an unter 16-Jährige zu unterlassen.

Nach Angaben der Polizei wurde der Fall – wie sechs ähnliche – ans Ordnungsamt weitergegeben. Ordnungsamtsleiter Robert Kilp sagte der taz gestern auf Anfrage, der Kiosk bleibe bis auf Weiteres geschlossen. In der Regel, so Kilp, würden gegen die Besitzer von Kiosken und Gaststätten, die das Jugendschutzgesetz missachtet haben, ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. „Normalerweise“ werde so ein Verfahren gegen die Zahlung von durchschnittlich 200 Euro eingestellt. In besonders schweren Fällen werde ein Gewerbeuntersagungsverfahren eingeleitet. Kilp zeigte sich trotz der vielen jugendlichen Betrunkenen zufrieden: „Es war längst nicht mehr so schlimm wie in den vergangenen Jahren.“

Die Stadt schickte an Weiberfastnacht 110 Mitarbeiter auf die Straße, die wie im Vorjahr hauptsächlich mit „Wildpinklern“ zu tun hatten: 115 Männer wurden beim unerlaubten Urinieren erwischt. Immerhin 99 griffen reumütig sofort in die Tasche und bezahlten je zehn Euro Bußgeld. Die Pinkelfahnder beendeten ihren Dienst am Donnerstag um 16 Uhr, obwohl in den Abendstunden sicher noch eine kleine Aufbesserung der Stadtfinanzen zu holen gewesen wäre. Ein Stadtsprecher begründete den Abbruch der Anti-Pinkel-Aktion so: „Wenn die Leute zu sehr alkoholisiert sind, kann es für die Mitarbeiter zu gefährlich werden.“

Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) hatten mit den ungewöhnlich vielen Fahrgästen zu kämpfen. Besonders auf der Ringstrecke bewegten sich die Bahnen zeitweise nur noch im Schneckentempo. Die Zülpicher Straße musste ganz gesperrt werden. Die bekannten „Störungen im Fahrplantakt“ werden voraussichtlich noch bis Aschermittwoch andauern. Eine Alternative ist der Fußweg: Laut Wettervorhersage bleibt es zunächst kalt und sonnig, mindestens bis zu den Schull- und Veedelszöch am Sonntag. SEBASTIAN SEDLMAYR