Zyprioten überqueren die „grüne Linie“

Türken und Griechen besuchen erstmals seit 29 Jahren den jeweils anderen Teil der Insel

NIKOSIA afp/taz ■ Nach fast 29 Jahren der Teilung haben Türken und Griechen auf Zypern am Mittwoch zum ersten Mal wieder die Grenze auf ihrer Heimatinsel überschreiten und sich gegenseitig besuchen können. Bis zu 2.000 türkische Zyprer und 600 Bewohner der griechischen Inselrepublik überquerten bis zum gestrigen Abend die so genannte grüne Linie in der Hauptstadt Nikosia und an zwei anderen Grenzübergangsstellen.

Die Regierung der international nicht anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern“ hatte die Grenzöffnung beschlossen. Der türkische Volksgruppenchef Rauf Denktasch will damit dem Unmut unter der eigenen Bevölkerung entgegenwirken, weil er die Gründung eines gemeinsamen Bundesstaats abgelehnt hatte. Zypern ist geteilt, seit türkische Soldaten 1974 in den Norden der Insel einmarschierten, um einen Anschluss an Griechenland zu verhindern. Nun sind Tagesausflüge zwischen 9 und 24 Uhr möglich. Bürger der griechischen Inselrepublik dürfen ebenfalls ab sofort zu Tagesreisen in den türkischen Norden kommen.

Viele Bewohner des verarmten türkischen Teils Zyperns hoffen, dass sich ihre Lage durch die Grenzöffnung verbessert. Einige türkische Grenzgänger kündigten an, sie wollten in der wirtschaftlich florierenden griechischen Inselrepublik Arbeit suchen. Andere erklärten, sie wollten einen Reisepass der Republik Zypern beantragen, um damit in Europa leben und arbeiten zu können. KLH