radio multikulti
: Schlammschlacht im Sender

Die Auseinandersetzung um die Schließung von Radio Multikulti wird mit immer härteren Bandagen geführt. Und dafür ist auch die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg verantwortlich. Dagmar Reim hat etwa ihre Entscheidung nicht vorher mit ihrem Rundfunkrat abgestimmt. Dort sitzen Vertreter aus Parteien, Kirchen oder Gewerkschaften, die die Anbindung des öffentlich-rechtlichen Senders an die Gesellschaft garantieren sollen. Reim stellte den Rat vor vollendete Tatsachen. Der nickte die Entscheidung dann auch mehrheitlich ab. Doch es ist kein Wunder, dass sich einige Mitglieder des Rundfunkrates von Reim überfahren fühlen und jetzt kräftig gegen sie stänkern.

KOMMENTAR VON SEBASTIAN HEISER

Auch den Unmut der Mitarbeiter hat Reim auf sich gezogen. Denn sie kann Radio Multikulti auch deshalb so einfach schließen, weil dort nur rund 30 Mitarbeiter fest angestellt sind. Etwa 200 weitere arbeiten dagegen freiberuflich für den Sender. Diese Mitarbeiter haben nun keinerlei Anspruch auf eine finanzielle Abfindung. Der Sender, der jahrelang die Radiobeiträge dieser Mitarbeiter freudig genommen und ausgestrahlt hat, fühlt sich jetzt nicht mehr für sie zuständig. Soziale Verantwortung sieht anders aus. Es ist auch diese Denke, die ehemals loyale Mitarbeiter dazu bringt, gegen ihren Arbeitgeber aufzubegehren und Details aus internen Sitzungen weiterzugeben.

Die Intendantin muss jetzt die Notbremse ziehen. Sie sollte ihre Spar-Entscheidungen aufschieben und gemeinsam mit Mitarbeitern und Runfunkrat nach einer Lösung suchen, der der sozialen und inhaltlichen Verantwortung ihres Senders gerecht wird. Und das eigentliche Problem nicht aus dem Auge verlieren: Die ungerechte Verteilung der Gebührengelder innerhalb der ARD. Um diesen Kampf zu gewinnen, sollte Reim sich um die Unterstützung ihrer Mitarbeiter bemühen – und diese nicht vor den Kopf stoßen.