Piening widerspricht Körting

Ausländerbeauftragter kritisiert Kriminalitätsatlas des SPD-Innensenators: „Grundlegender Fehler“. Hoher Ausländeranteil macht Gegend nicht zum Problemkiez

Die gefühlte Bedrohung durch junge Zuwanderer ist größer als deren tatsächliche Kriminalität. Das bestätigt eine nichtrepräsentative Studie, die der Ausländerbeauftragte des Senates, Günter Piening, gestern vorstellte.

Dem Innensenator und der Polizei ist beim Kriminalitätsatlas ein grundlegender Fehler unterlaufen“, sagte Piening. „In diesem Werk ist die Ausländerdichte das einzige Kriterium für einen problemorientierten Kiez.“ Polizeipräsident Dieter Glietsch weist die Kritik Pienings zurück: „Die Polizei hat nie behauptet, dass ein hoher Ausländeranteil mit hoher Kriminalitätsbelastung gleichzusetzen ist.“

In der von Piening beauftragten Studie heißt es, 1997 habe es 11.500 nichtdeutsche Tatverdächtige im Alter zwischen 8 und 21 Jahren gegeben. 2003 seien noch knapp 8.200 Tatverdächtige aus diesem Kreis aufgefallen, schreiben die Autoren der Studie, der Berliner Politologe Frank Gesemann und die Sozialforscherin Sabine Behn. „Die Kriminalität unter Jugendlichen nimmt nicht zu, sondern ab, und unter ausländischen Jugendlichen schneller als bei deutschen“, sagte Piening dazu. „Der Grund dafür ist wahrscheinlich die gute Integrationsarbeit in den Kiezen“, sagte Gesemann.

Der Anteil junger Zuwanderer an der Kriminalität insgesamt sei trotzdem überrepräsentiert: „Das hat viele Gründe.“ Viele Straftaten seien Verstöße gegen das Asylrecht. Auch bei Gewaltdelikten ist der Anteil von jugendlichen Migranten immer noch zu hoch. „Leider sind übersteigerte Männlichkeitsbegriffe oder die fehlende Akzeptanz von Homosexuellen hier immer noch ein Problem.“ DAS