unterm strich
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Wow. Das ist mutig. Das Tanztheaterstück „Wolf“ von Alain Platel gehört zu den „10 bemerkenswerten Inszenierungen“, die von der Jury für das Theatertreffen in Berlin ausgewählt wurden. Ein Stück mit einem Rudel Hunden, Tänzern aus Frankreich, Burkina Faso und Korea, mit taubstummen Künstlern und HipHop-Akrobaten und einer wunderbar durchscheinenden und sich damit vermischenden Mozart-Musik des Klangforums Wien: Bei seiner Uraufführung während der Ruhrtriennale reagierten die Theaterkritiker noch abwehrend auf dieses ständige Unterlaufen kultureller Grenzen, aber bald gewann dieses Geflecht aus sehr unterschiedlich gearteten Formen der Aufmerksamkeit mehr und mehr Anerkennung.

Knapp 300 Theateraufführungen haben sich die sieben Mitglieder der Jury des Theatertreffens angesehen. Zum Festival, das am 1. Mai beginnen wird, ist auch die Produktion „Deadline“ von Rimini-Protokoll eingeladen, ein Stück über den alltäglichen Tod, zu dem als Experten einige Laien auf die Bühne kommen. Das Material ist ernüchternd, die ästhetische Komposition zurückhaltend und doch entsteht am Ende sowas wie Ergriffenheit.

Natürlich gibt es wieder Fortsetzungsgeschichten des Erfolgs: Armin Petras kommt mit „We are Camera/Jasonmaterial“ (Thalia-Theater Hamburg), dem Abschluss einer Trilogie der Erinnerung an den Alltag in der DDR. Aus Zürich ist wieder Christoph Marthaler dabei, der mit „Dantons Tod“ noch mal erfolgreich nach dem Geist der Zeit griff. Oder das Burgtheater Wien, das „Das Werk“ von Elfriede Jelinek (Regie: Nicolas Stemann) bringt. Und die Volksbühne Berlin ist mit der Inszenierung „Kampf des Negers und der Hunde“ in der Regie von Dimiter Gotscheff vertreten.

Doch es fehlt auch nicht an Überraschungen, um den Verdacht des business as usual zu zerstreuen. Dazu gehört Sebastian Nüblings Inszenierung „Wilde – Der Mann mit den traurigen Augen“ des jungen Tiroler Autors Händl Klaus, das am Schauspiel Hannover in Koproduktion mit dem Steirischen Herbst in Graz herauskam, und die Einladung der „Sommergäste“ in der Regie von Jürgen Gosch aus dem Düsseldorfer Schauspielhaus.