EU: Frauen immer noch unterbezahlt

Studie: Frauen in Europa sind besser ausgebildet und verdienen weniger als Männer. In Deutschland besonders große Einkommenskluft. Frauenberufe unterbewertet

BRÜSSEL dpa ■ Die Lage der berufstätigen Frauen in Europa hat sich laut einer neuen EU-Studie seit Mitte der 90er-Jahre kaum verbessert. Frauen sind demnach zwar besser ausgebildet, aber nach wie vor schlechter bezahlt und öfter arbeitslos als Männer. Diese Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt gefährdeten auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Gemeinschaft, warnte die EU-Kommission gestern in Brüssel bei der Vorlage ihres Gleichstellungsberichts 2004. Männer bekamen danach im Jahr 2001 im EU-Durchschnitt 16 Prozent mehr Gehalt als Frauen. Die größte Einkommenskluft stellte der Bericht in Deutschland und Großbritannien mit jeweils rund 20 Prozent fest. Dieser Unterschied hat sich in der Bundesrepublik seit 1995 nicht verringert. Dagegen stellte die EU im Vereinigten Königreich ebenso wie in Österreich und den Niederlanden, wo die Einkommen ähnlich weit auseinander lagen, eine Tendenz zur Annäherung fest.

Extrem klaffen die Gehälter von männlichen und weiblichen Beschäftigten laut EU-Bericht im Privatsektor auseinander, aber auch öffentliche Arbeitgeber bezahlen Männer und Frauen nach wie vor unterschiedlich gut. Als Grund für das Gefälle nennt die Kommission neben Unterschieden in Laufbahn und Lohnstrukturen auch den Umstand, dass frauendominierte Berufe häufig unterbewertet seien. Das gelte für Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialberufe wie im Einzelhandel. Obwohl junge Frauen in fast allen EU-Staaten bessere Bildungsabschlüsse erreichen, besetzen Männer gut dreimal so viele Professorenstellen wie Frauen. Deutschland hinkt auch hier dem EU-Durchschnitt hinterher. Die Kommission hob auch „einige deutliche Verbesserungen“ hervor. So sei die Beschäftigungsquote der Frauen von 50 Prozent Anfang der 90er-Jahre auf derzeit 55,6 Prozent gestiegen.