: Die Jugendsprecherin: Katharina Dröge
Sie gilt als Nachwuchshoffnung der nordrhein-westfälischen Grünen – doch Berufspolitikerin mag Katharina Dröge nicht werden: Zum Studium will die 19-jährige Vorstandssprecherin der grünen Jugend erst einmal raus aus NRW
Katharina Dröge ist schwer im Stress. Die 19-jährige bereitet nicht nur ihr Abitur vor, sondern muss als eine der zwei SprecherInnen der Grünen Jugend NRW auch noch dafür sorgen, dass der fünfte Geburtstag des Jugendverbandes Ende Februar ein Erfolg wird. Aber Stress ist sie gewohnt, schließlich sitzt sie seit zwei Jahren im Vorstand der Grünen Jugend und muss dafür auch schon mal die Schule schwänzen: „Manchmal bin ich ein bisschen überfordert und kurz davor hinzuschmeißen.“ Aber nach einer Woche Auszeit wusste die Nachwuchsgrüne bisher immer: „Ohne Politik kann ich nicht mehr.“
Zu den Grünen kam Katharina Dröge 1998: Eigentlich wollte die damals 14-Jährige zu Greenpeace, doch deren Hamburger Zentrale suchte Ansprechpartner ab 18. Mutter Irmlind Dröge – grünes Urgestein wie Vater Manfred – brachte sie auf die gerade in Nordrhein-Westfalen gegründete Grüne Jugend. Katharina Dröge rief in der Landeszentrale der Grünen an. Die waren begeistert: weiblich, engagiert und so jung – Dröge sollte sofort als Bundesdelegierte kandidieren. Dass sie dafür erst noch in die „alte Partei“ eintreten musste, störte gar nicht. Dabei wäre sie fast sofort wieder ausgetreten: Als sich die Bundespartei in Rostock für einen Bundeswehreinsatz in Afghanistan entschied, „da hab ich echt gedacht, ich tret aus, ich kann nicht mehr in der Partei bleiben“.
Mittlerweile sieht Katharina Dröge den politischen Betrieb pragmatischer und genießt die Vorzüge, noch zum politischen Nachwuchs zu gehören: Gerade bei Landesparteitagen vertrete die Grüne Jugend das „linke Gewissen“ der Partei, glaubt sie. Hin und wieder bestärkten auch „Alt-Linke“ die Jungen: „Macht mal, ihr dürft noch, was wir nicht mehr dürfen“. So protestierten die jungen Grünen auf dem Landesparteitag gegen die Kürzungen der Landesregierung im Jugendhilfeetat und fordern im Gegensatz zur regierungstragenden Altpartei weiter die Legalisierung von Cannabis. „Ich bin froh, dass ich nicht so viele Kompromisse machen muss.“
Zur Lebensaufgabe will Katharina Dröge die Politik trotzdem nicht machen, „auch wenn mein Vater das nicht gerne hört“. Die politische Karriere werde von der beruflichen abhängen. Obwohl sie parteiintern als große Nachwuchshoffnung gehandelt wird, wird sie dem nordrhein-westfälischen Landesverband vermutlich nicht mehr lange erhalten bleiben. Nach Hamburg oder Freiburg zieht es sie, studieren will sie Volkswirtschaft oder Psychologie und dann irgendwann in einer großen internationalen Firma oder für eine internationale Organisation arbeiten – oder doch etwas ganz anderes wie Journalismus machen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal zu den Leuten gehöre, die vorm Abi nicht wissen, was sie machen wollen“, stellt sie konsterniert fest. Sie habe immer „einen Plan gehabt, und jetzt gibt es so viele Möglichkeiten“. Doch darüber intensiv nachzudenken, dafür fehlt ihr gerade die Zeit.
NADIA LEIHS