Tanz die Schwelle

Eigentümlich poetisch: Am Donnerstag startet das Tanztheaterstück „Mit dem Rollstuhl auf den Mond“

„Und los geht’s“: Frank Fahrenholz schwooft als Conférencier über die Bühne und animiert die Gäste. Tanzen sollen sie, Tango zum Beispiel, und zwar unabhängig davon, ob sie behindert sind oder nicht. Es dauert ein bisschen, dann aber hat der Conférencier seine Tanzcafé-Gäste soweit, und es geht zur Sache – behutsam, aber entschlossen.

Diese Szene eröffnet das Tanztheater-Stück „Mit dem Rollstuhl auf den Mond“, eine Koproduktion zwischen dem Martinsclub, der Steptext Dance Company und dem Atelier Blaumeier. Die nun folgende tänzerische Annäherung zwischen der grazilen Corinna Mindt und dem „Verrückt-nach-Paris“-Star Frank Grabski ist sehr spielerisch und ist nur eine unter vielen. Das Stück widerlegt etwaige Vorstellungen, dass ein Mensch, dem beide Arme und ein Bein fehlen, nicht mittun könne auf dem Tanzparkett.

Und genau darum geht es dem Choreografen Günther Grollitsch: Er, der mit einer ähnlichen Produktion in Helsinki das finnische „Theaterereignis des Jahres 2000“ schuf, möchte alle Beteiligten mit „ihren unterschiedlichen Möglichkeiten, Talenten und ihrer je eigenen Sensibilität“ zur Geltung kommen lassen. Dass das bestens gelingt, zeigt spätestens der Solo-Auftritt der taubstummen Tänzerin Doris Geist, die beweist, dass Geste und Ausdruck von allen verstanden werden.

Das Schöne ist: Alle, die sich vorstellen, Behindertentheater mit anderen Augen ansehen zu müssen, können jede Vorsicht fahren lassen. „Mit dem Rollstuhl auf den Mond“ ist ein Stück der Unterschiede, ein Stück, das den Reiz und die Qualität von individuellen Fähigkeiten und Körpersprachen zeigt. Entstanden sind so eigentümliche, poetische Bilder, die davon erzählen, wie Menschen Hemmschwellen überschreiten – und sich so allmählich kennen lernen.

Robert Best

Premiere am Donnerstag, 26.2., um 20.30 in der Schwankhalle. Weitere Vorstellungen: 27. und 28.2., jeweils 20.30 Uhr. Karten ☎ (0421) 700 141