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: Was Recht ist, muss Recht bleiben: Mindestens Köpfe müssen rollen

Wie ein Ex-Lingener Teenie per kraniosakraltherapeutischem Fehlgriff zu einem blamagefreien Nachmittag kam

Was Recht ist, muss Recht bleiben: Immerhin hat das Öffentlich-Rechtliche seinen Lehrauftrag am 21. Spieltag wieder prima erfüllt. Oder war bereits allgemein bekannt, dass Heinrich VIII., der Frauenschänder, der Despot, der Tunichtgut, der es auf fast so viele Ehen wie Liz Taylor brachte, dass jener Heinrich laut ARD-Sportschau ein aktiver Fußballfan war? Mit eigenst angefertigten Fußballschuhen, so einer Art Schnabel-Nikes? Ich hätte ja gewettet, dass dieser Sport, wenn überhaupt, im 16. Jahrhundert noch wie zu seinen mittelamerikanischen Ursprungszeiten ausgeführt wurde: mit dem abgetrennten Kopf eines Feindes als Ball.

Jene wichtigen Informationen über Heinrichs Lieblingshobby jedenfalls rief der Sportschaumoderator am Ende des 21. Spielsamstags so lässig durch, wie es nur das Öffentlich-Rechtliche kann. Das Top-Spiel des Tages war da schon längst gelaufen, kleines dickes Ailton, das Werderwunder im Papageientrikot, gegen seine zukünftigen blau-weißen Brotgeber. In diesem Sinne konnte der, don’t bite the hand that feeds you (soon), auch nicht wirklich viel ausrichten: eine Schwebeeinlage von Ailton (manche nannten es Foul), die genau darum auch nicht mit Elfmeter geahndet wurde, und so trennten sich die Mannschaft ganz oben und die an der obersten Mitte mit einem nervenaufreibenden Unentschieden, was den einen mit ihren Trilliarden Vorsprungspunkten am Hintern vorbeiging, die anderen, die Gelsenkirchener nämlich, dagegen viel mehr wurmen dürfte.

Aber zurück zu der Sache mit dem Kopf des Feindes, den man rollen sehen möchte. Wegen eines kraniosakraltherapeutischen Fehlgriffs saß Bayerns Unsympath Nr. 1, Olli Kahn, zusammen mit dem auch mal als Wunder gehandelten angeblichen Psychowrack Basti-Fantasti Deisler auf einer Bank und guckte nur zu, wie seine Mannschaft mit letzter Kraft und mehr Glück als Verstand doch noch einen Ball in das HSV-Tor drückte. Sein Stellvertreter, ein Ex-Lingener Teenie, hatte dafür nicht viel zu tun und konnte sich beim besten Willen nicht blamieren.

So gesehen war es wirklich ein lahmer Bundesligasamstag, trotz der interessanten geschichtlichen Info am Ende. Da lob ich mir das Halbfinale im Afrika-Cup eine Woche vorher, bei dem weder die Torwarte noch die berichterstattenden Reporter irgendetwas erkennen konnten, weil der Austragungsort Tunesien komplett zugenebelt daherkam. Jeder Ball eine echte Überraschung! Und wenn es doch der abgeschlagene Kopf des Feindes gewesen wären, ich bin sicher, man würde es erst bemerken, wenn man ihn in den Torwarthandschuhen hielte. JENNI ZYLKA