Müde Stehparty der FDP

Wahlkampfauftakt: Nur wenige Bürger interessieren sich für Liberalen-Promis

taz ■ Wolfgang Gerhardt schien sich in seiner Haut nicht so recht wohl zu fühlen. Bevor der Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag am Donnerstagabend im Innenhof des Bremer Hilton-Hotels ans Rednerpult trat, ließ er seinen Blick skeptisch über eine Zuschauer-Menge schweifen, die diesen Namen nicht unbedingt verdient hatte. Gerade mal rund 50 Neugierige hatten sich aufgerafft, das liberale Fähnlein hochzuhalten – Parteifunktionäre und Jungliberale eingerechnet. Gerhardt drückte seine Verwunderung höflich aus: „Ich möchte nicht so lange reden, damit Sie nicht so lange stehen müssen.“

Zusammen mit Generalsekretärin Cornelia Pieper war der Ex-Parteichef angereist, um der hiesigen FDP bei ihrem Versuch zu helfen, bei der Bürgerschaftswahl den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen. Die Bremer FDP, das ist im Wesentlichen ihr Spitzenkandidat und Landesvorsitzender Claus Jäger, der es sich im Hilton nicht nehmen ließ, gleich dreimal ans Rednerpult zu treten und auf SPD und CDU zu schimpfen.

Pieper hielt eine, wie Claus Jäger fand, „sympathische Ansprache“. „Es ist schön, heute hier in Bremen zu sein“ begann sie, redete von Rürup und dem demographischen Faktor, von Leistungsbereitschaft und weniger Staat, von der Arbeitslosigkeit, von Sachsen-Anhalt und von der Abschaffung des Ladenschlussgesetzes. Dann sagte Pieper noch Sätze wie: „Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten befindet sich Bremen auf dem bildungspolitischen Niveau eines Entwicklungslandes“. Und: „56 Jahre regiert die SPD in Bremen, das ist sogar noch länger als die 40 Jahre, die die DDR überlebt hat.“

„Wer eine Schlaftablette wählen will, muss in Bremen die große Koalition wählen“, rief Gerhardt aus und spannte hernach einen rhetorischen Bogen von den Kindern, die in Gesamtschulen „künstlich sozialdemokratisch aufgehalten werden“ bis hin zu Saddam Hussein und dem transatlantischen Bündnis. Dann ging Gerhardt melancholischen Blicks an die Bar und trank ein Glas Weißwein. jox