Superteurer Glaspalast

Nach zähen Verhandlungen mit der Baufirma Hochtief muss die Stadt 209 Millionen Euro mehr für das Konzerthaus zahlen. Zudem gibt es erstmals einen verbindlichen Terminplan: Eröffnet wird 2012

Wenige Monate vor Eröffnung, wenn jeder Staub verschwunden ist, kann die von einem Privatier gespendete Orgel der Firma Klais in den großen, 2.150 Plätze fassenden Saal der Elbphilharmonie eingebaut werden. Das lässt sich nicht vorher machen, denn die Pfeifen halten sich nur im stehenden Zustand. Spezifisch ist der Standort der Orgel: Sie wird ins Rund des Saals integriert und zwischen den Zuschauern stehen.

VON PETRA SCHELLEN

Die Elbphilharmonie wird noch teurer. Das ist Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) zwar „etwas unangenehm“, aber dafür gebe es jetzt Planungssicherheit, sagte die Senatorin gestern vor der vertraulichen Kulturausschuss-Sitzung. Im Klartext: 209 Millionen Euro mehr wird das Gebäude die Stadt kosten. Der bislang auf 114 Millionen Euro bezifferte städtische Anteil wird somit bei 323 Millionen liegen.

137 der 209 zusätzlichen Millionen muss die Stadt an die Baufirma Hochtief zahlen, die ursprünglich 270 Millionen gefordert hatte, um Baubehinderungen und nachträgliche Änderungen abzugelten. Hinzu kommen um 1,7 Millionen jährlich auf dann 6,7 Millionen steigende Unterhaltskosten. Auch sind 22 Millionen Umsatzsteuer zu zahlen sowie 30 Millionen, von denen die personelle Aufstockung der städtischen Realisierungsgesellschaft Rege zu finanzieren ist. Zudem wird man ein „Budget für Unvorhergesehenes“ einrichten. Diese Planung sei „so sicher, wie sie es dem heutigen Kenntnisstand der Experten zufolge sein kann“, sagte von Welck.

Insgesamt werden die Kosten der Elbphilharmonie damit auf rund 450 Millionen Euro steigen – wobei die Kostensteigerungen der privaten Investoren etwa für die Hotels nicht eingerechnet sind. Auch bislang nie genannte, im bislang gültigen „Festpreis“ von 241 Millionen nicht enthaltene Baunebenkosten von 41 Millionen für die Stadt kommen hinzu. Dann läge der Gesamtpreis des Gebäudes schon bei knapp 500 Millionen Euro. Das allerdings mochte gestern keiner der Verantwortlichen laut aussprechen.

Vielmehr habe man in den Verhandlungen der letzten Wochen viel erreicht, beteuerte Rege-Geschäftsführer Heribert Leutner, der das Amt im November von seinem im September geschassten Ex-Chef Hartmut Wegener übernommen hatte. Man habe nicht nur eine neue Vertrauensbasis zwischen Rege, der Firma Hochtief und dem Architekturbüro Herzog & de Meuron geschaffen, sondern vor allem Kontrolle und Kooperation verstärkt: Erstmals seit drei Jahren, so Leutner gestern, gebe es einen von allen Beteiligten unterzeichneten verbindlichen Terminplan. Warum sein Vorgänger den nicht zuwege gebracht hatte, wollte Leutner nicht erläutern. Auch habe man das Bausoll jetzt zu 95 Prozent definiert: „Wir wissen jetzt genau, was gebaut werden soll, und hierfür besteht auch ein Änderungsstopp“, sagte Leutner. Die restlichen fünf Prozent will man bis Sommer kommenden Jahres festlegen.

Das wichtigste Verhandlungsresultat aber: ein verstärktes Controlling, das Fehlentwicklungen künftig rechtzeitig erkennen und stoppen soll. Kleine, für die einzelnen Baugewerke zuständige Teams, bestückt mit Mitarbeitern des Architekturbüros und der Baufirma, sollen auf die Einhaltung des Geld- und Zeitbudgets achten. Und selbst wenn es Kostenüberschreitungen geben sollte, „müssen wir die an anderer Stelle wieder hereinholen“, erklärte Johannes Lindenberg, Vorstandsvorsitzender der Elbphilharmonie Bau KG, gestern.

Woher die zusätzlichen 209 Millionen Euro, die die Bürgerschaft noch bewilligen muss, kommen sollen, ist vage: Aus dem Sonderinvestitionsfonds sowie aus Steuerrücklagen wolle man das Geld nehmen, so von Welck nebulös. „Es wird jedenfalls keine Neuverschuldung geben.“

Verbindlich festgeschrieben ist jetzt auch die Endabnahme der Elbphilharmonie: Im Herbst 2011 soll das Gebäude fertig sein. Der folgende Einbau der Orgel in den großen Konzertsaal sowie akustische Feinabstimmungen werden danach mehrere Monate in Anspruch nehmen. „Das Eröffnungskonzert ist für Mai 2012 geplant“, sagte von Welck gestern. „Anschließend wird es ein Festival geben, das sich, unterstützt vom Schleswig Holstein Musikfestival, über den Sommer ziehen wird.“ Offizieller Spielzeitbeginn wäre dann im Herbst 2012 und nicht, wie bislang geplant, im September 2011.