Kein Sahnehäubchen

Uni kippt bundesweit einzigartige Professur im Fach Gender Studies. Fachschaftsrat: „Tragende Säule“ gestürzt

Studierende der Universität haben gestern Deutschlands bekanntester Drag Queen, Olivia Jones, symbolisch eine Ehrenprofessur im Studiengang Gender Studies verliehen. Mit der Aktion protestierten sie gegen die Streichung der Professur für den Schwerpunkt Queer Theory – der Einzigen bundesweit. Durch das Kassieren dieser „Schlüssel-Professur“, warnte Marko Hutsch vom Fachschaftsrat, „ist der ganze Studiengang in Gefahr“.

Die gekippte Professur ist eine von insgesamt vier an der Uni in dem hochschulübergreifenden Studiengang. Das Fach untersucht, wie Frauen- und Männerbilder entstehen. Ein Schwerpunkt ist die Queer Theory. Sie fragt danach, inwieweit Institutionen über heterosexuelle Normen strukturiert sind und Sexualität konstruiert ist. „Durch die Unterfinanzierung unserer Hochschule kann die langfristige Sicherung der Professur nicht gewährleistet werden“, sagte Uni-Sprecher Peter Wiegand. Die Queer-Professur war bisher nur vertretungsweise besetzt. Ab Sommersemester soll eine wissenschaftliche Mitarbeiterin auf einer halben Stelle sie ersetzen.

Ein „ganz fürchterliches Zeichen“ nannte Martina Spirgatis vom Hochschulplanungsbüro Gender Studies die Umwidmung der Professur. „Das ist gegenüber anderen Unis schwer zu vermitteln.“ So habe Hamburg gerade damit begonnen, sich bundesweit als Vorreiterin in der Queer-Forschung zu profilieren. Diese werde nur noch in Potsdam gelehrt. Auch der Fachschaftsrat kritisierte, „das Hauptanliegen“ der Studierenden sei der Schwerpunkt Queer Theory. „Das ist kein Sahnehäubchen“, warnte Studierendenvertreter Hutsch, „sondern eine wichtige Richtung, die Kommilitonen aus dem gesamten Bundesgebiet hierher zieht“.

Wie Hutsch betonte, vermittelt die Queer-Professur „entscheidendes“ Basiswissen des Nebenfachstudiengangs. Die geplante Ersatzstelle könne „auf keinen Fall die dauerhafte Absicherung des Lehrangebots gewährleisten“. Mit der Abschaffung der Professur würde somit eine „tragende Säule“ des gesamten Studiengangs beseitigt werden. Das sieht Spirgatis vom Planungsbüro nicht ganz so dramatisch. Sie räumte zwar ein, durch den Wegfall der Professur drohe die Betreuung der Studierenden zu leiden. Die Lehre hingegen sei durch die Vergabe von Lehraufträgen zumindest „in der Quantität gesichert“. EVA WEIKERT