Porsche wartet bei VW ab

Der Zuffenhausener Sportwagenhersteller hat ein Rekordjahr hinter sich, will aber im nächsten sparen

STUTTGART taz ■ Nicht einmal Tendenzen für den Ertrag seines Unternehmens im nächsten Jahr mochte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking am Mittwoch nennen, als er die Zahlen für das am 31. Juli beendete Geschäftsjahr präsentierte: 8,569 Milliarden Euro Vorsteuergewinn hat der Autohersteller 2007/8 gemacht – bei einem Umsatz von 7,47 Milliarden Euro. Für das kommende Jahr plant er Einsparungen. Details nannte Wiedeking nicht, nach den Worten von Finanzvorstand Holger Härter bereitet sich das Management aber auch auf „Worst-Case-Szenarien“ vor.

Auf jeden Fall wird die Produktion im nächsten Jahr an sieben Tagen stillstehen. Auch Zeitarbeiter können damit rechnen, dass sie als Erste dran glauben müssen. Damit ließen sich „Einsparungen erzielen“, so Wiedeking. Wie viele Leiharbeiter derzeit im Unternehmen arbeiten, wollte er nicht sagen.

Unklar scheint der Zeitplan Porsches geworden, Volkswagen bereits 2009 zu übernehmen. Man habe Zeit damit, sagte Wiedeking vage. 75 Prozent der Stammaktien des Wolfsburger Autobauers will Porsche erwerben – allerdings zu keinem „wirtschaftlich unvernünftigen Preis“, so Härter. Im Oktober hatte Porsche seine Beteiligung bereits auf 42,6 Prozent erhöht.

Die Autobauer kooperieren bereits in vielen Bereichen. Dazu gehört die Entwicklung von Hybridantrieben. 2010 will Porsche ein erstes Modell mit einem derartigen Mix aus Verbrennungs- und Elektromotor auf den Markt bringen. 2009 wird der Verkauf des neuen, viersitzigen „Gran Turismo Panamera“ anlaufen.

Voraussetzung dafür, dass Porsche den Wolfsburger Konzern überhaupt beherrschen kann, ist, dass die EU-Kommission die Neufassung des sogenannten VW-Gesetzes kippt. Diese sichert dem Land Niedersachsen mit einem Anteil von 20,1 Prozent der Aktien das Recht zu, Beschlüsse zu blockieren – auch gegen Mehrheitsaktionäre wie schon jetzt Porsche. „Das tut uns in der Seele weh“, klagte Wiedeking. Er gehe aber davon aus, dass sein Konzern in dem Streit Recht behalten werde.

Der Porsche-Chef und seine fünf Vorstandskollegen verdienten im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt 143,5 Millionen Euro. Jeder tarifliche Mitarbeiter erhielt 6.000 Euro extra. Zudem gab es Meldungen, wonach Wiedeking nebst seinem Grundgehalt 0,9 Prozent des Vorsteuergewinnes des Unternehmens und damit 77 Millionen Euro erhalten hat. Das allerdings gehe die Öffentlichkeit nichts an, sagte Wiedeking auf Nachfrage. INGO ARZT