was macht eigentlich ...Anja Tuckermann?

Auf Kinderpost warten

Normalerweise erzählt sie Kindern Geschichten. Seitdem im Irakkrieg geführt wird, überlässt Anja Tuckermann das Erzählen ihren jungen Lesern und Leserinnen. Die Kinderbuch- und Theaterautorin rief Jugendliche und Kinder auf, ihre Gefühle und Ängste in Briefen an Politiker weltweit aufzuschreiben. Jugendliche wie die 13-jährige Ramona, deren Schreiben nur eins von vielen ist, die bei der Berliner Kinderbuchautorin seither im Briefkasten gelandet sind: „Manchmal habe ich Angst, morgens aufzustehen und tot zu sein. Ich lese und sehe im Fernsehen alles über den Krieg.“ Mehr als 250 Briefe hat Tuckermann seit dem Beginn ihrer Aktion bereits bekommen, mehr als 250-mal Gedanken und Gefühle über den Krieg, seine Opfer, seine Bilder und über die verantwortlichen Politiker.

Letztere sind die eigentlichen Adressaten der Initiative: Politiker wie George W. Bush und Tony Blair ebenso wie Kofi Annan, Wladimir Putin oder Gerhard Schröder. An ihre Adressen schickt Anja Tuckermann die Post der Kinder und Jugendlichen weiter – auf eigene Kosten. „Viele Kinder haben das Gefühl, ihre Meinung wird sowieso nicht gehört“, erzählt die Autorin. Deshalb versucht sie, den Jugendlichen und ihren Ängsten ein Forum zu geben. Die Originale der Briefe will sie demnächst vielleicht sogar in einer Ausstellung in Berlin zeigen. Auch wenn der Krieg nun zu Ende geht – solange Briefe bei Anja Tuckermann ankommen, wird die Autorin die Kinderpost weiterleiten.  SL

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