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: Abschiedsworte

Bitte bleibt!

Es gilt nun also Abschied zu nehmen. Abschied vom großen FC Ruhmreich, dem schrillen FC Hollywood, Beherrscher des deutschen Fußballs, König des ergebnisorientierten Gurkenkicks, Erfinder der fußballerischen Langweile. Gerade sind die Kicker von der Isar zum 18. Mal deutscher Meister geworden, demnächst werden sie sich auch noch den Pokal unter den Arm klemmen – dann aber reicht’s. Und zwar endgültig! Ciao, ihr Bayern, ab mit euch über den Brenner, ins Land, wo die Zitronen blühen, wie eure irrlichternde Lichtgestalt erst kürzlich dankenwerterweise gefirlefranzelt hat. Dieses 18. Meisterwerk soll euer letztes sein, auf immer und ewig, kickt künftig nur schön brav in der Seria A, wahlweise in der Primera División oder der Premier League. Uns doch egal, wo ihr demnächst verliert – Hauptsache, ihr verpisst euch endlich!

Oh ja, es wird wunderbar sein, so ganz ohne euch. Die Zeit wird anbrechen, in der es endlich an der Zeit ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das Wesentliche ist Fußball. Fußball, Fußball und noch mal Fußball. Spannend wird es sein in unserer geliebten Bundesliga, endlich wieder und bis zum Ende. Hertha wird Borussia jagen und Schalke die jungen Wilden aus dem Schwabenland. Es wird wieder um Tore gehen und Rote Karten, um falsche Elfmeterpfiffe und noch falschere Abseitsentscheidungen, um Fußball eben, einfach nur Fußball. Oh ja, es wird großartig werden – und gähnend langweilig. Immer nur Fußball …

Denn wer, ihr Bayern, wird sich denn in Zukunft all die Spässchen und Skandälchen ausdenken, mit denen ihr uns auch diese Saison so trefflich unterhalten habt? Wer wird denn nun auf die Idee kommen, sich Tutu umzubinden und feine weiße Schühchen zu schnüren – und dann doch über den Platz zu stolpern, anstatt ordentlich zu tanzen? Wer wird sich vom großen Leo eine Schwarzgelder-Kirchtorte backen und anschließend auch noch so unterirdisch blöd sein, sich beim Verzehr erwischen zu lassen? Schließlich: Wer wird ausgerechnet seinen Besten dazu ermuntern, nicht länger nur auf dem Platz Seitensprünge zu üben, sondern auch daneben, nur damit es nicht langweilig wird im geliebten Fußballland.

Dafür zum Abschied: danke schön, ihr Bayern. Vergelt’s euch Gott. Und bitte: bleibt!

FRANK KETTERER