Tierschutz international

Die Weltbehörde für Tierkrankheiten tagt in Paris und fordert bessere Bedingungen für Haltung und Transport von Schlachttieren. Auch um Seuchen zu vermeiden

PARIS taz ■ Drei LandwirtschaftsministerInnen und ein EU-Kommissar eröffneten gestern Nachmittag in Paris die internationale Konferenz für Tiergesundheit. Während des dreitägigen Treffens der „Weltbehörde für Tierkrankheiten“ (OIE) wollen die versammelten PolitikerInnen und VeterinärInnen aus 166 Mitgliedsländern über Schlachtungen, Tierhaltung, Tiertransporte, Tierkrankheiten und über soziale, religiöse und ethische Aspekte der Tierhaltung diskutieren.

Die in Paris ansässige OIE ist älter als die UNO. Sie entstand schon 1924. Damals kamen die 28 Gründerstaaten unter dem Schockeindruck einer Tierseuche zusammen und sicherten sich in einem Abkommen den gegenseitigen Informationsaustausch über Tierkrankheiten zu. Der damalige Anlass war eine Rinderpest, die durch Zebus aus Südasien, die sich auf einem Transport nach Südamerika befanden, nach Europa eingeschleppt wurde und sich insbesondere in Belgien rasant verbreitete. Im 80. Jahr ihrer Existenz verspürt die OIE einen erneuten Elan ihrer Mitglieder. Und wieder sind Tierseuchen der Anlass: insbesondere die Maul- und Klausenseuche, die sich von Großbritannien aus verbreitete, sowie – ganz aktuell – die Hühnergrippe.

Die Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne), gestand gestern in Paris ein, dass sie vor zwei Jahren noch über das Wort „Kuhkomfort“ gelacht habe. Heute verteidigt Künast genau diesen Begriff auf der internationalen Konferenz. „Je artgerechter die Tierhaltung ist“, erklärt sie, „desto weniger Medikamente werden eingesetzt, und desto gesünder ist das Fleisch.“ Dieselbe Regel des „Weniger ist mehr“ gelte auch für Tiertransporte.

Konkrete Beschlüsse aber sind aus Paris nicht zu erwarten. Die TeilnehmerInnen allerdings wollen schon ihr bloßes Zustandekommen und die hochkarätige Besetzung als Erfolg verstehen. Gegenüber anderen UN-Organisationen hat die OIE bereits Mitte der 90er-Jahre eine Aufwertung erfahren. Im Jahr 1995 legte die Welthandelsorganisation fest, dass die Normen der OIE für Tierkrankheiten für alle WTO-Mitglieder bindend sind.

Am Rande der internationalen Konferenz wollte Künast mit ihrem französischen Ministerkollegen Hervé Gaymard sprechen. Eines der Themen war die Auszeichnungspflicht für genmanipulierte Nahrungsmittel, die ab 18. April in allen EU-Ländern Gesetz wird. Anders als die meisten übrigen EU-Länder hat Deutschland auf nationaler Ebene Sanktionen eingeführt: Wer genmanipulierte Stoffe nicht auszeichnet, riskiert dadurch in Deutschland – aber nur da – Strafen, die bis zu Gefängnis reichen.

Ein weiteres landwirtschaftliches Konfliktthema zwischen Deutschland und Frankreich ist das „Bienensterben“. Die Chemiekonzerne Bayer und BASF stehen im Verdacht, für Mensch und Tier giftige Agrarprodukte in den internationalen Handel gebracht zu haben. Künast erklärte zu den bereits seit mehreren Jahren bekannten Vorwürfen gestern lediglich: „Wir prüfen das.“ DOROTHEA HAHN