Fische im Strom: Umweltfreundliche Wasserkraft

Im Flora und Fauna Habitat im Sauerländer Altena-Pragpaul könnte ein umweltfreundliches Restwasserkraftwerk entstehen. Es fehlen nur noch die Zuschüsse. Der BUND und das Umweltministerium in NRW loten derweil das Potenzial der Wasserkraft in Nordrhein-Westfalen aus

VON ELMAR KOK

Wenn alles glatt geht, wird Fritz Brunsmeier in einem Jahr mitten in einem Fauna und Flora Habitat (FFH) Strom erzeugen – mit einem Wasserkraftwerk. Das soll nach seiner Planung in der Lenne im sauerländischen Altena-Pragpaul entstehen.

Dass das möglich ist, liegt an der Technologie, die Brunsmeier für sein Wasserkraftwerk einsetzen will. Denn Brunsmeiers Wasserräder werden den Fischen nicht weh tun. Während nur jeder dritte Hecht ein normales Wasserkraftwerk unverletzt übersteht, wie der Fischbiologe Manfred Holzner der Technischen Universität München herausgefunden hat, soll Brunsmeiers fischfreundliches Wasserkraftwerk, genannt Staudruckmaschine, nicht nur Fische passieren lassen: Auch Flußsedimente werden bei der Energieerzeugung mit den Wasserrädern im Fluß transportiert, als wäre das Kraftwerk gar nicht da.

Die Fördermittel für das Kraftwerk seien beim Land schon beantragt, sagt Brunsmeier, der an der Flußbiegung in Einsal schon ein herkömmliches Kraftwerk betreibt. Brunsmeier sieht sich als Pionier der Staudruckmaschine in Deutschland, da er der erste sein werde, der den Nachweis erbringe, dass die Staudruckmaschine auch im täglichen Betrieb Energie gewinnen könne. Bisher ist das Wasserkraftwerk, das sich der Wiener Ingenieur Adolf Brinnich patentieren ließ, noch nicht im Nutzbetrieb gelaufen. Brinnich verspricht sich von seiner Erfindung einen Wirkungsgrad von 75 Prozent. „Ob wir die erreichen, das weiß ich nicht“, sagt Brunsmeier, der beim Umweltamt des Märkischen Kreises arbeitet. Die Ingenieure hätten immer einen ein wenig anderen Blick auf die Gegebenheiten, sagt er. „Was nützt es ihnen, wenn sie ein Auto bauen, für das es noch keine Straßen gibt?“ fragt Brunsmeier. Bis jetzt wird an seinem Kraftwerk gerade einmal 40 Prozent der Wassermenge energetisch umgesetzt. Mit den 5 bis 10 Umdrehungen, die das Wasserrad in der Minute macht, soll die Effizienz der bestehenden Wehre gesteigert werden, sagt Brunsmeier.

Dass das Kraftwerk innerhalb des FFH-Gebietes existiert, verdankt es seiner Geschichte. „Die Anlage ist nachweislich 330 Jahre alt“, sagt der Kraftwerksbetreiber. Für die Auflagen zur Errichtung der Wasserräder erwartet Brunsmeier die neue Naturschutzverordnung, „die sollte in den nächsten Wochen kommen“. Dann werde er auch wissen, welche Auflagen der Wasserentnahmerichtlinie er erfüllen müsse, sagt Brunsmeier. „Und da ich beim Umweltamt arbeite, wird bei mir als Kraftwerksbetreiber immer sehr genau hingeschaut, obwohl ich gar nicht im Bereich Wasserkraft arbeite“, sagt er.

Dass es für sein Projekt Fördermittel gibt, dessen ist sich Brunsmeier sicher. Es gibt vom Land Zuschüsse über das Programm „Rationelle Energieverwendung und Schöpfung unerschöpflicher Energiequellen“ (REN), das in Nordrhein-Westfalen seit 1987 läuft. Das ist die Grundlage dafür, dass es für jede Wasserkraftanlage per se 30 Prozent Zuschuss vom Land gebe, vorausgesetzt sie sei unwirtschaftlich, sagt Brunsmeier und lacht. Für den Aufbau seiner Anlage erwartet Brunsmeier nach eigenen Angaben einen Zuschuss von 80 Prozent.

Die Förderung der Wasserkraft haben sich in Nordrhein-Westfalen die Energieagentur NRW, das Büro für Wasserkraft in Nordrhein-Westfalen und die Landesinitiative Zukunftsenergien NRW auf die Fahne geschrieben. Auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen unterstützt die Wasserkraft im Land. Hier ließen sich an bestehenden Anlagen durch eine umweltfreundliche und effiziente Nutzung landesweit zusätzlich 900 Megawatt Strom herstellen, hob die Naturschutzorganisation auf einer Tagung vor einem Monat hervor. Und im Gegensatz zur umweltfreundlichen Windkraft sei Wasserkraft Grundlaststrom, also immer verfügbar.

Auch Kraftwerker Brunsmeier sieht für die Wasserkraft noch ein großes Potenzial im Land. „Es gibt bestimmt noch 5-6.000 Wehre, die noch genutzt werden können.“ Die Studie „Nachhaltige Wasserkraftnutzung in NRW“ des Landesumweltministeriums soll die Potenziale der vorhandenen Wehre erfassen und für die Wasserkraft einschätzen.