der gute wille zählt
: Bremen erklärt sich

Ein Festakt: Wenn rund 20 ältere, meist männliche Bürger ein Schriftstück unterzeichnen, ist das in Bremen ein Grund zu feiern und Sekt zu trinken. So geschehen gestern im Rathaus vor Augen von rund der Hälfte der örtlichen Kultur-Akteure.

Und mit bürgermeisterlicher Unterstützung: Zwar traf Senatspräsident Henning Scherf, durch die Bürgerschaftsdebatte aufgehalten, mit Verspätung zum Shakehands ein. Dafür beriet aber der weniger diskutierfreudige Kultursenator die Signatoren. Das Ganze, so Hartmut Perschau, sei „alphabetisch geordnet“. Und dass es dem Zweck diene, Bremens Kulturhauptstadt-Kandidatur zu befördern, war auch zu erfahren. Die Unterzeichner nämlich beabsichtigen, „Bürgerinnen und Bürger dafür zu gewinnen, sich als Unterstützerinnen und Unterstützer der Bremer Kulturhauptstadtbewerbung zu erklären.“ Um den Vorgang zu gewichten, sind Abgrenzungen nötig: So darf man den Akt nicht als Imitat der kölschen Jungfrauen-Mission deuten. Die Rheinländer haben jüngst elf Frauen in Anlehnung an die 11.000 massakrierten Begleiterinnen der Heiligen Ursula als Botschafterinnen ihrer Europa-Ambitionen entsandt.

Die 20 Unterzeichner hingegen führen eine ureigene Tradition fort: Die der Bremer Erklärungen. Jene wirkungsmächtigen Dokumente gibt es zu jedem Themenkreis. Erwähnenswert etwa die „Bremer Erklärung zu den Wechseljahren“, die der Alkohol- und Drogenbibliotheken und des Gehörlosenbundes. Zu Recht verwies deshalb Ehrenbürger und Unterzeichner Bernd Hockmeyer darauf, dass man an eine ganz bestimmte Erklärung gedacht habe, nämlich die von 1992. Mit der hatten Bürger das Sanierungsprogramm unterstützt, das dann, nicht zuletzt durch die Magie der Erklärung, Bremens Haushaltsdefizit restlos beseitigt hat. bes