Plan um Plan, Zug um Zug

Mit Volldampf in die Osterweiterung? Neun Wochen vor dem 1. Mai wollen Brandenburg, Berlin und Polen prüfen, welche Strecken sich für den grenzüberschreitenden Regionalverkehr eignen

VON UWE RADA

Stell dir vor, es wird 1. Mai und alle merken es. Brandenburgs Verkehrsminister Frank Szymanski (SPD) hat es gemerkt, Hans-Werner Franz vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und auch der Marschall der Woiwodschaft Lubuskie, Andrzej Bocheński. Am 1. Mai nämlich tritt Polen der EU bei. Fragt sich nur wie: zu Wasser, zu Fuß, oder auch auf der Schiene?

Szymanski, Franz und Bocheński meinen jedenfalls: Berlin-Brandenburg und Polen brauchen einen grenzüberschreitenden Regionalverkehr. Damit der auf den Weg kommt, haben die drei gestern ein „Joint Transport Management Berlin/Brandenburg-Lubuskie“ unterzeichnet. Das freilich wird auch nach dem 1. Mai keinen Regionalexpress nach Gorzów oder Zielona Góra auf die Schiene setzen, sondern erst einmal „Bedarf ermitteln“. „Erste Ergebnisse gibt es dann in einem Jahr“, kündigte Szymanski an. Abgeschlossen werden soll das 379.000 Euro teure Planungsverfahren dann in zwei Jahren. Szymanski verteidigte den späten Beginn des Projekts damit, dass verlässliche Verkehrsprognosen erst jetzt machbar seien.

„Natürlich ist alles immer zu spät“, sagte VBB-Chef Franz. „Aber genauso gut ist es, wenn etwas seinen Anfang nimmt.“ Franz betonte, dass sich neue Strecken nur lohnen, wenn die Auslastung auch ausreichend sei. Seien die Untersuchungen abgeschlossen, werde man bei der EU Gelder aus dem Strukturfonds zum Ausbau der Strecken beantragen können.

Hinter den Kulissen wurde allerdings deutlich, dass nicht nur die mangelnde Voraussicht der deutschen Seite Schuld für die jahrelangen Verzögerungen ist. Auch auf der polnischen Seite liegt vieles im Argen. So blockiere die polnische Staatsbahn PKP eher neue Verbindungen, als dass sie sie befördere. Und auch der polnische Zentralismus lege den Woiwodschaftsvertretern immer wieder Hindernisse in den Weg. So ist es sicher richtig, wenn sich Andrzej Bocheński zufrieden zeigt, dass mit dem gemeinsamen Projekt auch eine gemeinsame „Regieebene“ gebildet werde, in der grenzüberschreitend Entscheidungen getroffen werden.

Damit der 1. Mai aber nicht spurlos an der Region vorbeigeht, stehen schon jetzt einige Änderungen an. Ab 1. März wird es eine Buslinie von Schwedt nach Stettin geben. Und die Regionalbahn von Angermünde nach Stettin soll pünktlich zum Beitritt attraktiver werden, sagte Verkehrsminister Szymanski. Wie genau das aussehen könnte, verriet er allerdings nicht.