Toter Platz soll leben

Peter Strieder (SPD) will wieder ran ans Kulturforum. Das alte Konzept des Philharmonie-Architekten Hans Scharoun ist dem Bausenator wurscht. Hauptsache, die Menschen bevölkern den Platz wieder

VON THORSTEN DENKLER

Bausenator Peter Strieder (SPD) unternimmt einen erneuten Anlauf, das Kulturforum neben dem Potsdamer Platz umzugestalten. Vor allem die als Rampe verschriene Piazzetta vor der Gemäldegalerie und dem Kunstgewerbemuseum soll verschwinden. Nur Eingeweihte vermuten hinter der Betontreppe bedeutende Ausstellungen. Strieder will die Rampe abreißen lassen um einen ebenerdigen Zugang zu den Museen zu ermöglichen. Um zur Garderobe zu gelangen muss der Besucher erst die Rampe rauf und im Gebäude wieder ins Untergeschoss gehen. Dies sei „funktional sinnlos“, sagte der Senator nach der Senatssitzung am Dienstag.

Die unter der Piazzetta gelegene Tiefgarage will Strieder aufgeben. „Eine Fehlinvestition“, sagte Strieder. Die Garage ist nie als solche genutzt worden. Ein Teil der Flächen dient den Museen als Depot. Die Gemäldegalerie hält Strieder für deplatziert. Er sähe sie lieber auf der Museumsinsel, wo sie thematisch hingehöre.

Philharmonie und Staatsbibliothek, vom Architekten Hans Scharoun gebaut, sollen stärker den Besucherströmen vom Potsdamer Platz her Rechnung tragen. Strieder will der Philharmonie dafür einen zweiten „echten Zugang“ vom Potsdamer Platz aus verpassen. Vom Sony-Center aus gesehen zeigt die Philharmonie dem Betrachter mit einem kleinen Parkplatz und grauen Stromkästen ihr unschönes Hinterteil. Umfangreicher könnte der Eingriff in die Architektur der Staatsbibliothek werden. Strieder spielt damit, eine Idee des Potsdamer-Platz-Architekten Renzo Piano umzusetzen und Besucher vom Marlene-Dietrich-Platz aus durch die Bibliothek zum Kulturforum zu führen. Wie dies aussehen könnte, sagte Strieder nicht. Ohne einen Durchbruch durch die Rückwand des Gebäudes wird dies allerdings schwer gehen. Zu den Plänen gehört auch ein Parkverbot entlang der Potsdamer Straße. Verbannt werden soll der Autoverkehr aber nicht.

Mit dem Bericht im Senat sei noch keine Entscheidung über den Umbau gefallen, versicherte Strieder. Er freue sich auf die anstehende gesellschaftliche Debatte. Heftigen Gegenwind dürfte Strieder von der Scharoun-Gesellschaft zu erwarten haben, die auf eine Vollendung des Gesamtkonzeptes drängt. Strieder hält nichts davon: „Was heißt Scharoun vollenden? Von Scharoun sind die Philharmonie und die Stabi. Punkt.“

Zu Scharouns ursprünglichen Plänen gehört der zentrale Bau eines Künstlergästehauses neben der St.-Matthäus-Kirche. Es soll laut Strieder „als Idee“ aufgegriffen werden. Eine Hotel aber komme nicht in Frage. Eher die Möglichkeit zum Kulturshopping: Buchläden und Cafes sollen den Platz mit Leben füllen. Solche Funktionen fehlten auf dem Platz. Dabei soll der „kontemplative“ Charakter des Platzes als Stärke genutzt werden.

Die Umbaupläne gehen auf Senatsbaudirektor Hans Stimmann zurück. Er hält den gesamten Komplex für eine städtebauliche Fehlplanung. In drei Wochen wird sich der Senat erneut mit dem Kulturforum befassen.