„Alles optimal hier“

Die Bremer Windkraft-Branche ist voll des Lobes für die Politik. Die soll jetzt dafür sorgen, dass Offshore-Windräder auch in Sichtweite von Küste und Inseln akzeptiert werden

In Bremen werden weder Rotorblätter noch Generatoren produziert

taz ■ So viel Lob ist selten: Im Vergleich mit anderen Bundesländern habe sich Bremen im Bereich Windkraft „sehr gut positioniert“. Norbert Giese ist Geschäftsführer der Firma AN Windenergie, die im Bremer Holzhafen ihr Logistik-Zentrum, einen Service-Stützpunkt und eine Leitwarte für die von ihr betreuten Windparks aufgeschlagen hat. 220 Mitarbeiter beschäftigt der Mittelständler inzwischen, und anders als früher werfen ihm Bremens Wirtschaftsförderer keine Knüppel mehr zwischen die Beine. Giese: „Seit gut zwei Jahren weht hier ein anderer Wind.“

„Alles optimal“, urteilt auch Babette Dunker, Projektleiterin der Windenergie-Agentur Bremerhaven Bremen e.V. (wab), über die politische Situation für die Windkraft-Branche im Zwei-Städte-Staat. Mit der wab, von Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD) als „Kompetenzzentrum“ gepriesen, wollte Bremen vor einem Jahr einen Fuß in die Boom-Branche Windenergie bekommen. 750.000 Euro stellten Land und EU damals für drei Jahre zur Verfügung. Der Verein sollte den Austausch zwischen den vielen kleinen Betrieben in der Region fördern, die mit Windkraft-Anlagen zu tun haben, deren Interessen bündeln, Fortbildungsangebote organisieren und Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Von der wab initiierte Arbeitskreise erörtern detaillierte technische Fragen, bei Förderanträgen von Forschungs- und Entwicklungs-Projekten bietet der Verein seine Hilfe an. Am „On- und Offshore“-Konzept, das der Senat im Februar beschlossen hat – wab-Mitarbeiterin Dunker zufolge ein „Meilenstein“ –, habe die Agentur einen maßgeblichen Anteil. Demnächst wolle man per Umfrage den Weiterbildungsbedarf innerhalb der Branche erkunden, um maßgeschneiderte Fortbildungsangebote zu entwerfen.

Obwohl in Bremen selbst bislang weder Rotorblätter noch Generatoren produziert werden, die den Wind hoch oben über dem Erdboden in Strom verwandeln, zählt die wab bereits über 100 Mitglieds-Unternehmen und -Forschungeinrichtungen. Firmen in Bremen und umzu schweißen Stahlrohre zu Türmen zusammen, bauen die roten Gefahrfeuer für die ganz hohen Anlagen und entwickeln Messgeräte, die über die Windverhältnisse an ins Auge gefassten Standorten Auskunft geben. Andere liefern Hydraulik-Schläuche, projektieren Windparks, oder bauen – wie die in Lemwerder ansässige Werft Abeking & Rasmussen – an Service-Schiffen für Wartung und Reparatur von Windparks auf hoher See. Insgesamt beschäftigt die Branche in der Region weit über 1.000 Menschen. Die Arbeit der wab sei bei so vielen kleinen Unternehmen durchaus hilfreich, sagt Giese.

Als Knackpunkt für den Erfolg der Bremer Bemühungen werde sich aber erweisen, ob es der Region jetzt gelinge, im Offshore-Bereich Fuß zu fassen. Das will Giese auf einer Podiumsdiskussion heute Abend in der Vegesacker Strandlust den PolitikerInnen von SPD, CDU und Grünen nochmal deutlich aufs Brot schmieren. Damit außer Fachkonferenzen auch Aufträge nach Bremen kämen, müssten sich diese „mit Mut“ bei ihren niedersächsischen und schleswig-holsteinischen KollegInnen dafür einsetzen, dass Offshore-Windräder auch in Sichtweite von Küste und Inseln akzeptiert würden – also dort, wo das Meer flach und die Kosten daher tragbar seien. Zumindest Testanlagen, fordert Giese, müssten in Ufernähe zugelassen werden. Armin Simon