vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die amerikanische Besatzung des BE geht zu Ende, und die ins kulturelle Zonenrandgebiet nach Berlin-Wilmersdorf evakuierten Produktionen können an den Schiffbauerdamm zurückkehren. Zunächst muss dort aber Donnerstagabend noch die endgültige Premiere von Robert Wilsons Version des berühmten Büchner-Stücks „Leonce und Lena“ mit Musik von Herbert Grönemeyer über die Bühne gehen. Aber das wird sie wohl, denn in der Schaperstraße, dem Ort des gegenwärtigen BE-Exils, steht das 40. Theatertreffen vor der Tür. Eine Kritikerjury hat die zehn herausragenden deutschsprachigen Inszenierungen ausgewählt, darunter drei Berliner Produktionen, nämlich Ostermeiers „Nora“ sowie „Der Meister und Margarita“ und „Trauer muss Elektra tragen“ von Castorf. Auch Andreas Kriegenburgs gerühmte Münchener „Orestie“ oder Christoph Marthalers witzig-melancholischer Wirtschaftskrisen-Blues „Groundings“ aus Zürich werden zu sehen sein. Der Stückemarkt gibt in Kooperation mit Oliver Bukowskis Dresdener Uraufführungtheater Einblicke ins dramatische Schaffen des Nachwuchses, und auf diversen Podien wird die gegenwärtige Krise des Theaters (am Montag in der SpiegelBar) und der Hang desselben zu grausamen Tätertypen (ibidem) diskutiert. In Zusammenarbeit mit dem Carrousel-Theater findet parallel das 7. Deutsche Kinder- und Jugendtheatertreffen „Augenblick mal“ statt, das einen Querschnitt durch aktuelle deutsche Kinder- und Jugendtheaterproduktionen zeigt, darunter Vivienne Newports tanztheatralisches Projekt aus Leipzig „Fett Frei und Fast Free“ (Kulturbrauerei, 6.–7. 5.) und Kay Voges Münsteraner Inszenierung von Igor Bauersimas Internet-Suizid-Stück „Norway.Today“ (Carrousel 7.–8. 5.).