Ole von Beust kneift

Hamburgs CDU-Bürgermeister sagt Fernsehduell mit SPD-Herausforderer Mirow ab. Grüne beteuern, Koalition mit Union stehe „nicht zur Debatte“

Ein Juso-Flugblatt dient dem Bürgermeister als Begründung für die Absage des TV-Duells

AUS HAMBURG PETER AHRENS

Er sei „überhaupt nicht beleidigt“, sagt Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU), aber er handelt so, als sei er es. Das für heute Abend geplante TV-Duell im Norddeutschen Rundfunk zwischen ihm und seinem SPD-Herausforderer Thomas Mirow hat von Beust kurzfristig abgesagt. Begründung: Die SPD habe „die Grundsätze eines fairen Wahlkampfes mehrfach durchbrochen“. Der Bürgermeister beruft sich vor allem auf ein Flugblatt der Jusos, in der von Beust als der „wohl faulste Bürgermeister, den Hamburg je hatte“, bezeichnet wird.

Während von Beust gestern davon sprach, er habe „nicht die geringsten Zweifel, dass die Mehrheit der Hamburger meine Ansicht teilen wird“, war das Echo aus der Landespolitik durchgehend negativ. Dass SPD-Landeschef Olaf Scholz dem Bürgermeister vorwarf, sich vier Tage vor der Wahl am Sonntag „vor der Sachauseinandersetzung zu drücken“, ist nicht verwunderlich. Aber auch von Beusts Koalitionspartner FDP nannte den Schritt des Bürgermeisters „unsouverän“. Der Bürgermeister habe wohl „eingesehen, dass er nur verlieren kann“.

Tatsächlich sah der CDU-Amtsinhaber in den beiden bisherigen direkten Aufeinandertreffen mit Mirow nicht besonders gut aus. Zweimal hatte der Axel-Springer-Verlag zum Duell geladen, und beide Male ging der in der Presse stets als dröge beschriebene Mirow als leichter Sieger hervor. Das hätte von Beust auch heute Abend gedroht. Das Juso-Flugblatt kam daher durchaus zur rechten Zeit, und es gab ihm Gelegenheit, der SPD „fortschreitende Niveaulosigkeit“ vorzuwerfen. Die Springer-Zeitungen sekundierten von Beust wie gewohnt. Das Abendblatt nannte das Flugblatt eine „schlimme Entgleisung“ und die Absage des TV-Duells „mehr als nachvollziehbar“.

Dabei war der Wahlkampf bisher eher harmlos. Die SPD hatte lediglich wiederholt gegen den vermeintlich mangelnden Arbeitseifer von Beusts gestichelt. Exbürgermeister Henning Voscherau etwa wies darauf hin, dass zu seiner Amtszeit „immer abends Licht im Bürgermeisterzimmer gebrannt“ habe, dies heute aber nicht mehr so sei.

Die Grünen versuchten unterdessen, die Diskussion über eine mögliche schwarz-grüne Koalition zu beenden. Grünen-Spitzenkandidatin Christa Goetsch sagte dem Tagesspiegel, Schwarz-Grün stehe in Hamburg „nicht zur Debatte“. In der Bildungs-, Verkehrs- und Migrationspolitik passe man „vorne und hinten nicht zusammen“.