Erdbeben erschüttert Marokko

Beben der Stärke 6,5 fordert im Nordosten des Landes mindestens 300 Todesopfer. Schwierige Suche nach möglichen Überlebenden in abgelegenen Gebieten

RABAT ap ■ Mindestens 300 Menschen sind gestern bei einem schweren Erdbeben im Nordosten Marokkos ums Leben gekommen. Das Beben gegen 2.30 Uhr Ortszeit hatte nach Messungen des Geologischen Dienstes in den USA eine Stärke von 6,5. Es erschütterte eine ländliche Region in der Nähe der Küstenstadt al-Hoceima. Die Behörden sorgten sich insbesondere um das Schicksal der 30.000 Einwohner in den Dörfern Ait Kamra, Tamassint und Imzourn. „In Anbetracht der Tatsache, dass allein in Ait Kamra etwa 140 Menschen getötet wurden, glauben wir, dass die Zahl der Opfer auf mehr als 300 steigen wird“, sagte ein Sprecher der örtlichen Behörden. Das Zentrum des Bebens lag 160 Kilometer nordöstlich von Fès im Mittelmeer.

Rettungsmannschaften wurden entsandt, um nach möglichen Verschütteten zu suchen. Auch Soldaten waren im Einsatz. Die Helfer hatten jedoch Schwierigkeiten, die abgelegene Gegend zu erreichen. Ein Arzt des Krankenhauses in al-Hoceima sagte dem französischen Fernsehsender France 2: „Der Schaden ist gewaltig. Dreistöckige Gebäude sind eingestürzt und völlig zerstört.“ In der Katastrophenregion sind die Häuser überwiegend aus Lehm gebaut.

Hubschrauber sollten Hilfsgüter in die Gegend bringen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und vom Roten Halbmond teilte mit, mehr als 200 Rettungskräfte seien vor Ort. Auch ein Team aus vier Ärzten und 20 Krankenschwestern sei entsandt worden. „Die oberste Priorität ist, nach Überlebenden zu suchen und ihnen die notwendige medizinische Versorgung zu geben.“

Al-Hoceima ist die größte Stadt im verarmten Norden Marokkos am Fuß des Rif-Gebirges und wird von Berbern bewohnt. Das Beben war auch in Südspanien zu spüren, von dort lagen keine Berichte über Schäden vor.