Der Topf ist zu klein geworden

Das Kultursekretariat in Gütersloh kämpft gegen seinen mächtigen Zwilling in Wuppertal ums Überleben. Bleibt der Verteilungsschlüssel bei den Landesfördermitteln droht 2005 das Aus

VON PETER ORTMANN

Um die beiden Kultursekretariate in NRW schwelt ein Verteilungskampf, den niemand gewinnen kann. Ursache sind die beschlossenen Kürzungen im Doppelhaushalt. 2005 stehen nur noch zwei Drittel der Fördersumme zu Verfügung. Die verbleibende Million Euro wird nach einem Verteilungsschlüssel aufgeteilt – zwei Drittel für Wuppertal, ein Drittel für Gütersloh. Damit wollen sich die Ostwestfalen nicht mehr zufrieden geben. Die verbleibenden 370.000 Euro reichten in 2005 nicht mehr aus. „Für Gütersloh würde sich dann ultimativ die Existenzfrage stellen“, schreibt Meinolf Jansing in einem der taz vorliegenden Brief an Wolfgang Kral, Ministerialdirigent im NRW-Kulturministerium. Auch Dagmar Goch, die Konferenz-Vorsitzende in Gütersloh bestätigt den Ernst der Lage: „Wenn das so bleibt, sehen wir völlig schwarz, dann muss überlegt werden, ob überhaupt weitergemacht wird.“

Letzte Hoffnung ist die Veränderung des Verteilungsschlüssels. Bisher wurden die Bevölkerungszahlen zugrunde gelegt. Für Gütersloh wäre eine Verteilung nach Anzahl der Kommunen günstiger. Die großen Städte wollen da nicht mitspielen. „Den Verteilungsschlüssel zu verändern, würde uns finanziell dann auch das Genick brechen“, sagt Hans-Georg Küppers, der Vorsitzende in Wuppertal. Der Bochumer Kulturdezernent setzt eher auf Kooperation, will Kulturprojekte häufiger mit dem Sekretariat in Gütersloh zusammen planen. Dort werden die nicht-theatertragenden Gemeinden vertreten und die sind besonders auf kulturelle Fremdbespielung angewiesen. Kooperation ließe da manches möglich werden, sagt Küppers.

Auch Dietmar N. Schmidt, Noch-Geschäftsführer im Wuppertal will keine Veränderung. „Ich werde immer den Standort hier verteidigen“, sagt er. Angesichts der Summen, über die verhandelt würde, sei das ein lächerlicher Vorgang. Nach den Kürzungen des Landes bliebe eh nur noch eine Winzigkeit für die wichtige Arbeit beider Sekretariate über. Christian Esch, sein Amtsnachfolger, will Veränderung, nicht aber am Schlüssel. „Da ist nicht die Rede von“, sagt er. Auch er setzt auf Synergien.

Freiwillig wird Gütersloh kein zusätzliches Geld erhalten. Minister Michael Vesper (Grüne) hat für morgen zum Krisengespräch über die Zukunft der beiden Kulturinstitute geladen. Im Ministerium ist zu hören, dass Gütersloh auf jeden Fall erhalten bleiben soll. Den Kampf der Ostwestfalen um die Verteilung hält Oliver Keymis, der grüne Kultursprecher im Landtag, „für ein legitimes Mittel“. Der Betrag für 2005 sollte aufgestockt werden. „Sonst können die ihre Städte nicht mehr adäquat bedienen“, sagt er.

Für die Opposition kam der Streit nicht überraschend. „Solche Dinge müssen vorher geklärt werden“, sagt Richard Blömer, der kulturpolitische Sprecher der CDU. Er vermutet, die Landesregierung plane, die beiden Kultursekretariate endgültig zu schließen.