Die Tage sind gezählt

Grüne Landtagsfraktion in Kiel drängt auf Schwachstellen-Analyse beim AKW Brunsbüttel. Das Aus für den Reaktor?

Kiel taz ■ Die Tage des AKW Brunsbüttel sind gezählt. So sieht es zumindest die grüne Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein, deren energiepolitischer Sprecher Detlef Mattiessen gestern forderte: „Brunsbüttel muss abgeschaltet werden.“ Nun ist diese Forderung der Grünen nicht neu, Matthiessen aber will jetzt auf eine „Schwachstellenanalyse“ des Atommeilers drängen – was der Anfang vom Ende des Kraftwerks sein könnte.

Der Grund für die Forderung der Grünen ist der Anschlag vom 11. September in New York, seit dem es laut Matthiessen eine „neue Dimension der Gefährdung“ für AKWs gibt. Gerade der Meiler in Brunsbüttel würde einen Anschlag aus der Luft nicht überstehen, auch nicht „wenn nur die Tragfläche eines Flugzeugs das AKW streift“. Und da sich Schutzmaßnahmen wie Nebelmaschinen oder Flugabwehr als unpraktikabel erwiesen haben, muss in Brunsbüttel etwas passieren.

Nun sollen das Bundesamt für Strahlenschutz, die Reaktoraufsicht des Landes und der Hauptbetreiber des Kraftwerks Vattenfall die Schwachstellenanalyse erstellen. Das Ergebnis glaubt Matthiessen schon zu kennen: Brunsbüttel, dass als schwach dimensionierte Anlage gilt, müsste mit einem zusätzlichen Betonmantel gegen Terrorangriffe geschützt werden. Eine solche Nachrüstung aber, so Matthiessen, sei „wirtschaftlich nicht darstellbar“. Die Nachrüstung des AKW wäre sowohl für Betreiber Vattenfall als auch für die Landesregierung, die wahrscheinlich eine Entschädigung zahlen müsste, zu teuer. „Das ist faktisch das Aus für Brunsbüttel“, so Matthiessen. Und wahrscheinlich nicht nur für Brunsbüttel. Denn keines der drei Kraftwerke im Land gilt bei Anschlägen als sicher. Timm Schröder