Kuba-Krise: „Ich kann das nicht dulden“

Nach der Finanzkrise des Bürgerhauses Vegesack und der Kito-Krise kommt die Kuba-Krise (Kulturbahnhof) in Bremen-Nord. Wir fragten die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Carmen Emigholz, wie es weiter gehen soll mit der Kulturpolitik

Noch vor zwei Wochen hat es so ausgesehen, als gebe es im Kulturbereich in Bremen-Nord zwei Schmuddelkinder und einen strahlenden Helden: Das Bürgerhaus Vegesack steht unter Zwangsverwaltung, seitdem bekannt wurde, dass der langjährige Geschäftsführer in den Topf des „Täter-Opfer-Ausgleichs“ gegriffen und sechsstellige Summen daraus ausgegeben hat. Das Veranstaltungszentrum Kito ist bei der Koalition in Ungnade gefallen und soll die Zuschüsse gestrichen bekommen. Die Kulturwerkstatt „Kuba“ erfreute sich dagegen großer Zustimmung: Ihr Vorsitzender Udo von Stebut ist die treibende Kraft bei dem Projekt eines Nordbremer „Kulturverbundes“. Und als das Kuba im vergangenen Jahr Finanzsorgen hatte, bekam es unter der Hand 84.000 Euro Sonder-Zuwendungen. Nun ist dem Kuba aber praktisch das gesamte künstlerische Personal abhanden gekommen (vgl. taz 24.2.) Das ist besonders für die Bremer CDU unangenehm, die zum Kuba gute Kontakte pflegte, während das Kito nur die außerparlamentische FDP als Lobby hat. In der Farbenlehre wird das Bürgerhaus der SPD zugerechnet. Carmen Emigholz ist kulturpolitische Sprecherin der SPD. Von ihr wollten wir wissen: taz: Wie geht es nach der Kuba-Krise nun weiter? Carmen Emigholz: Leider gibt es derzeit in allen drei großen Kultureinrichtungen in Bremen-Nord Probleme. Beim Kuba beschäftigen wir uns im Moment mit der Lage, dass sehr verdienstvolle Mitarbeiter entweder entlassen oder nicht mehr weiter beschäftigt wurden und wir daher nicht wissen, mit welchen künstlerischen Perspektiven das Haus ausgestattet ist. Die Öffentlichkeitsarbeit in diesem Zusammenhang ist auch beunruhigend.

Was meinen Sie damit?Die haben in einer Mitteilung an die Presse erklärt, einer der Mitarbeiter habe dauerhaft Alkoholprobleme. Sowas öffentlich auszutragen ist unseriös. Da wird der Ruf eines Menschen ruiniert, ich kann so etwas nicht dulden.

Der Betroffene erstattet Strafanzeige wegen Verleumdung. Meiner Kenntnis nach hat er gute Arbeit geleistet.

Was nun? Wir wollen, dass die Einrichtung erhalten bleibt und die künstlerische Arbeit, aber nicht so ein Management.

Für das Kito ist erklärt worden vom Kultursenator, dass die Zusammenarbeit mit dem Trägerverein Altes Packhaus beendet werden soll: Keine Zuschüsse mehr, solange dieser Verein das Kito managt. Hat die SPD dem zugestimmt?Für ein definitives Misstrauen gibt es keine Begründung. Die Kulturpolitik hat im Dezember gesagt: Wir müssen uns über die inhaltliche Entwicklung der Einrichtung unterhalten. Wenn wir die drei Adressen Kulturbahnhof, Kito und Bürgerhaus Vegesack aufrechterhalten wollen, dann muss es eine Aufgaben-Teilung in der Konzeption geben. Der neue Kito-Geschäftsführer Stefan Linke hat vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass er unter den Spar-Auflagen kein hochwertiges rein künstlerisches Programm wie früher aufrechterhalten kann. Ich habe ihm empfohlen, das der Deputation schriftlich zu erläutern, damit wir dann über gezielte Projektmittel nachdenken können – für hochrangige künstlerische Veranstaltungen. Den Weg ist er nicht gegangen, sondern er hat mehr Diskussionen und Lesungen veranstaltet, die preiswerter sind. Dies aber ist problematisch, weil das Kito zu 50 Prozent aus dem Wirtschaftsressort gefördert wird, und zwar für Kultur-Veranstaltungen mit überörtlicher Ausstrahlung.

Lafontaine reicht da nicht?Reicht nicht. Eine Podiumsdiskussion über Politik hat ihren Raum – aber im Bürgerhaus. Man muss ja fragen: Welche Einrichtung macht welches Programm?

Hat der Kuba-Trägerverein seine Legitimation, dieses Haus zu betreuen, nicht viel mehr verspielt als der des Kito?Wenn das so weiter geht – sicher. Man muss aber wissen: Es sind einige aus dem Verein aus Protest zurückgetreten. Beim Kito sind wir mit dem Vorstand in einem sehr konstruktiven Gespräch. Da bewegt sich nach dem Knall im Dezember etwas.

Dass die Koalition sich verständigt hat, dass die SPD Lafontaine im Kito nicht sehen will, die CDU Geissler nicht – ist das ein böses Gerücht?Ein ganz böses Gerücht. kawe