studiengebühren
: Studienkonten süß machen

Die Studierenden schäumen selbstverständlich. Gerade machten sie noch auf Demo gegen die Bildungsarmut. Und jetzt, keine acht Wochen, nachdem die Studi-Revoluzzer ihre Weihnachtsgänse verdaut haben, zieht der Senat die Notbremse. Wer seine Regelstudienzeit um sieben Semester überzieht, der soll künftig blechen. 1.000 Euro sind dann pro Jahr fällig. Happig.

Kommentar von CHRISTIAN FÜLLER

Das Interessante an dem Thema sind gewiss nicht mehr die „Argumente“ der Gebührengegner. Sozialer Ausschluss von Bildung lässt sich so simpel nicht auf Uni-Gebühren beziehen. Eine kreuzungerechte Schule und ein mickriges Bafög haben viel gravierendere Auswirkungen auf die soziale Zusammensetzung von Unis. Wer es kann, braucht dies nur in einschlägigen Studien nachzulesen.

Nein, spannend ist, wie fintenreich die PDS ihrer Klientel und den Studierenden Gebühren verkauft. Der strukturkonservative Teil der PDS, das vornweg, hat ohnehin kein Problem mit Gebühren. Im Gegenteil. Jene, die nach zackigen vier Studienjahren Absolventenlenkung mit Margot Honecker erlebt haben, geht das Gelabere um Selbstverwirklichung in Semester 15plus gehörig auf die Nerven.

Die jungen Genossen, mit denen sich die PDS in schrillen Werbekampagnen einen frischen Anstrich verpasst hat, sind, logisch, schwerer zu gewinnen. Aber ihnen macht man den Bonbon Flierl-Modell, den sie gestern noch als zu sauer ausspuckten, bereits schmackhaft. Ganz offiziell und speziell für sie hat Wissenschaftssenator Thomas Flierl der bösen Sarrazin’schen Langzeitgebühr nur zähneknirschend zugestimmt. Und hält nun frohgemut seine moderateren Studienkonten hoch.

Dieses Argument wird auf dem PDS-Parteitag stechen. Oder glaubt jemand, dass die PDS ihre Regierungsbeteiligung aufgibt, nur weil Studis – laut Flierls Konten – ab dem 24. Semester Gebühren zahlen sollen?