Koons? Wow!

New Yorker Künstler will Spielbudenplatz mit 100 Meter hohem Kunstwerk aus Kränen und Schwimmringen markieren. Der Platz wäre frei nutzbar

„Wir müssen etwas schaffen, das international für Interesse sorgt“

von GERNOT KNÖDLER

Jeff Koons liebt es „wow!“ zu sagen. Deshalb hat der New Yorker Künstler für einen der berühmtesten Orte Hamburgs gestern einen Entwurf vom „Typ Weltwunder“ vorgestellt: Zwei 100 Meter hohe Kräne sollen auf dem Spielbudenplatz einander gegenüberstehen. Ihre Arme halten ein Gitter in Form eines Schnurrbartes, an dessen Spitzen zwei riesige quietschbunte Schwimmreifen für Kinder hängen. Das Muster des schwarz gepflasterten Platzes würde einzelne verschlungene Taue darstellen. Der Platz könnte frei genutzt werden. Das was ihn gestalten würde, hinge ja in der Luft.

„Es war klar, dass wir hier etwas schaffen müssen, das international für Interesse sorgt“, sagte Bausenator Mario Mettbach (Schill) gestern. Der Senator hatte den Künstler Anfang Februar in New York heimlich für das Projekt gewonnen. Noch im selben Monat kam Koons nach Hamburg, um zwei Tage lang die Atmosphäre der Stadt und der Meile in sich aufzunehmen. „Ich versuchte, etwas zu entwerfen, was hoffentlich eines der wichtigsten Kunstwerke im öffentlichen Raum des 21. Jahrhunderts sein wird“, gab er zu Protokoll.

Sein Entwurf solle für Hamburg die gleiche Funktion haben wie der Eiffelturm für Paris oder die Akropolis für Athen. Dabei habe er den Platz offen halten wollen für alles, was die Zukunft bringen mag. Die Kräne verbinde er mit der Vorstellung des Lebendigen, des Werdens und stetigen Fortschreitens.

Die Reeperbahn als Ort für Erwachsene spiegelt Koons in dem stilisierten Schnurrbart, der genauso gut als ein paar Damenstrümpfe gesehen werden könne – oder als Reminiszens an die Zeichnung auf der Tür zur „Ritze“, wie er hätte hinzufügen können. Koons konterkariert das mit den Schwimmringen, von denen der mit dem Pokémon-Kopf eher weiblich sei, der mit dem Drachenkopf eher männlich. Er habe versucht, von allem etwas einfließen zu lassen, so Koons.

Die lebensrettenden Schwimmringe symbolisieren für ihn Sicherheit und Lebendigkeit. Sie sollen zeigen: Hier ist „eine sichere Umgebung zum Hingehen und Leben“. Als aufblasbare Objekte stünden sie für die ein- und ausatmenden Menschen. Koons: „Wir sind selber Ballons.“ Die Vielfalt möglicher Deutungen ist gewünscht.

Ob das Kunstwerk gebaut wird, entscheidet Mettbach zufolge der Senat. Dass er bei der Auswahl des Entwurfs auf einen Wettbewerb verzichtete, begründete er damit, dass das von der EU bei Kunst nicht verlangt werde und auch nicht sinnvoll sei, da sie ohnehin stets zu geteilten Meinungen führe. Nachdem klar geworden sei, dass sich der ursprünglich ausgewählte Entwurf der verstorbenen Künstlerin Niki de St. Phalle nicht verwirklichen lasse, habe er einen anderen Künstler gesucht.

Wie der Entwurf technisch umgesetzt wird und ob der städtische Finanzierungsanteil von 1,8 Millionen Euro eingehalten werden kann, ist offen. Gleiches gilt für die Fragen, mit welchem Material der Platz belegt wird, und ob handelsübliche Kräne aufgestellt werden. Probleme würde es bei den Fundamenten für die Kräne geben, da unter dem Spielbudenplatz eine Tiefgarage mit schwacher Decke liegt. Der ehemalige Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) warnte davor, die Kräne zum „prägenden Element des Gesamtkunstwerks“ werden zu lassen. Sie seien zu alltäglich.