Ministerin kippt Minipacks

Ulla Schmidt will kleine Zigarettenschachteln zum Taschengeldpreis verbieten,um Teenager vom Rauchen abzuhalten. Vor allem Mädchen qualmen immer mehr

BERLIN taz ■ Jugendliche sollten rauchfrei leben, findet Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Weil Teenager aber lieber cool sein wollen als vernünftig, setzt sie nun auf sanften Zwang: Sie will Schachteln mit weniger als 17 Zigaretten verbieten. Denn Minipacks zum Taschengeldpreis verführen vor allem den Nachwuchs zum Rauchen.

Zudem soll es illegal werden, Probezigaretten zu verteilen. Und ab 2007 sollen Automaten nur noch gegen Chipkarten Zigaretten auswerfen. Schmidt will Jugendliche aber auch durch Belohnung motivieren: Gestern initiierte sie in Berlin die Aktion „Rauchfrei 2004“. Wer vier Wochen lang auf Kippen verzichtet, kann Preise gewinnen.

Mit bunten Broschüren kämpft die Ministerin gegen einen bedenklichen Trend. Rauchen ist in – vor allem bei den Mädchen. Heute raucht jede fünfte Jugendliche zwischen zwölf und fünfzehn, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ermittelt. Anfang der Neunziger war es nur jede zehnte.

Die ersten Kippen rauchen Teenager im Schnitt schon mit 13. Wie fatal dies wirkt, fanden amerikanische Forscher heraus: Wenn ein Mädchen regelmäßig raucht, hat es ein um 70 Prozent höheres Risiko, später an Brustkrebs zu erkranken. Andere Studien zeigen: Wer so jung schon pafft, kann Psyche und Körper viel schlechter vom Tabak entwöhnen – und ist überhaupt suchtanfälliger als ein Raucher, der erst in reiferem Alter beginnt.

„Unsere Kampagne könnte Tausenden das Leben retten“, sagt Schmidt. Der Wettbewerb findet zum dritten Mal und parallel in etwa 100 Ländern statt – doch nirgendwo mit so viel Resonanz wie in der Bundesrepublik. Im vergangenen Jahr hatten sich rund 90.000 Raucher registriert. Etwa jedem dritten gelang der Ausstieg, schätzen die Initiatoren.

In diesem Jahr werden erstmals auch Nichtraucher prämiert, die abstinente Bekannte unterstützen. „Wir setzen auf Freunde, die sagen: Leg doch die Zigaretten weg, das ist eklig“, sagt Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale, die gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum die Rauchstopp-Aktion betreut. „Wir wollen, dass es in den Schulen wie in den Sportvereinen zugeht: Dort ist Qualmen fast immer verpönt.“ COSIMA SCHMITT