Ruhr-Violinen werden zum Kontrabass

Auf der internationalen Immobilienmesse in Cannes will das Ruhrgebiet gemeinsam punkten und Hamburg und München ausstechen. „Wir sind wer“, sollen endlich auch die ausländischen Investoren merken

RUHR taz ■ Im Süden vereint sich das Ruhrgebiet. Auf der weltweit größten Immobilienmesse MIPIM im südfranzösischen Cannes vom 9. bis 12. März wird die „Metropolregion Ruhr“ zum ersten Mal gemeinsam um Investoren buhlen. „Wir sind keine Violinen mehr, sondern ein Kontrabass“, sagte Georg Arens, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft gestern bei der Präsentation des Ruhr-Messestandes in Duisburg. Noch im vergangenen Jahr hatte es die Hafenstadt vorgezogen, alleine zu werben. Jetzt aber wolle man „für unsere Stärken gemeinsam trommeln, “ sagt auch Ralf Meurer von der Duisburger Wirtschaftsförderung.

Die Stärken des Ruhrgebiets – das sollen vor allen Dingen Einzelprojekte der Kommunen sein. Zum Beispiel der Duisburger Innenhafen, der im letzten Jahr zu einer edlen Flaniermeile mit Loftwohnungen wurde. Oder O.Vision, der Oberhausener Zukunftspark rund um das Thema Gesundheit, der im Jahr 2008 eröffnet werden soll. Und natürlich fehlt auch die Zeche Zollverein mit ihrem geplanten Design-Zentrum nicht in Cannes. Was allerdings fehlt, sind Projekte, die nicht auch schon im vergangenen Jahr auf der Messe zu sehen waren. „Wir können nicht ständig neue Highlights basteln“, sagt Hanns-Ludwig Brauser, Chef der Projekt Ruhr GmbH, die ebenso wie der Kommunalverband Ruhr den Messe-Auftritt organisiert. Das Neue sei, dass Themen wie Logistik oder Gesundheitsmedizin städteübergreifend präsentiert würden.

Im vergangenen Jahr hat das Ruhrgebiet im Vergleich zu anderen Regionen auf dem Büro-Markt zugelegt: In Bochum, Dortmund, Duisburg und Essen konnten jeweils über zehn Prozent mehr Flächen als noch 2002 vermietet werden. Die Tankstellenkette BP hat zum Beispiel für ihre neue Hauptzentrale in Bochum tausende Quadratmeter Büros gemietet.

Dass für das Revier auch neue Projekte auf der MIPIM herausspringen, will niemand prophezeien. „Das sind ganz konkrete Gesprächsanbahnungen“, sagt Arens. Über neue Kontakte in Cannes vor vier Jahren habe er zum Beispiel das Europa-Zentrum in Essen planen können. Internationale Immobilienfirmen sollten endlich mit dem Standort Ruhrgebiet etwas anfangen können. „Die schicken alle ihre Scouts.“ Bisher verirrten sich noch nicht viele der ausländischen Immobilien-Scouts ins Ruhrgebiet: Zwischen 70 und 80 Prozent der Investoren ins Gebäudegeschäft kommen aus der Region selbst.

Vor allem die Immobilienpreise sollen locken: Nur in Ostdeutschland sind die Mieten noch günstiger als zwischen Duisburg und Dortmund. Auch bei leerstehenden Büros kann das Ruhrgebiet mit anderen Metropolen in Deutschland konkurrieren: Sind in Frankfurt 13 und in München 8 Prozent der Räume nicht vermietet, so sind es im Ruhrgebiet nur 5,5 Prozent. „Wir brauchen uns wahrlich nicht zu verstecken“, sagt Brauser.

Die neue Harmonie im Ruhrgebiet hört allerdings hinter Duisburg auf: Präsentierte man sich in den vergangenen Jahren noch gemeinsam mit Düsseldorf auf der „Deutschen Straße“, zieht die „Metropolregion Ruhrgebiet“ dieses Jahr vier Etagen höher – neben die Stände von Hamburg und Berlin. ANNIKA JOERES