Wulff will Schäuble

Ministerpräsident hält den ehemaligen CDU-Bundesvorsitzenden für den besten Kandidaten

Hannover taz ■ Wolfgang Schäuble soll nach Ansicht von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) neuer Bundespräsident werden. „Nach derzeitigem Ermessen“ sei Schäuble Favorit der Union, sagte Wulffs Regierungssprecher Olaf Glaeseker gestern zur taz. Es zeichne sich nicht ab, dass die Union für einen Kandidaten der FDP stimme, sagte Wulffs Sprecher weiter. Für den ehemaligen CDU-Vorsitzenden spreche auch, dass die Befürchtungen, Schäuble werde durch weitere Enthüllungen im CDU-Spendenskandal als Kandidat beschädigt, sich nicht bewahrheitet hätten.

Die ehemalige Schatzmeisterin der Partei, Brigitte Baumeister, hatte gestern ihr seit langem angekündigtes Buch über die Parteispendenaffäre in Berlin vorgestellt. In „Welchen Preis hat die Macht?“ erzählt Baumeister ihre Version der Entgegennahme einer 100.000-Mark-Spende des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber an die CDU. Lange galt das Buch als möglicher Stolperstein für Schäuble.

Falls Schäuble, wie von den Liberalen angedeutet, in der FDP keine Zustimmung finden sollte, setzt Wulff, der auch stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender ist, auf Ersatzkandidaten aus dem Lager der Union. Gehandelt werden der ehemalige Umweltminister und derzeitige Chef der UN-Umweltbehörde Klaus Töpfer (CDU), die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU) und der parteilose Chef des Internationalen Währungsfonds Horst Köhler.

Wie stark die FDP ihre Vorstellungen einbringen kann, hängt auch vom Ausgang der Wahl in Hamburg an diesem Sonntag ab. Ihr Wiedereinzug in die Bürgerschaft ist derzeit laut Umfragen mehr als fraglich. Erst nach der Wahl will sich die Union mit dem FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle abstimmen. Eine endgültige Entscheidung wollen die Spitzen von CDU und CSU spätestens am 7. März in Klausur treffen. Am 23. Mai wird die Bundesversammlung in Berlin den Nachfolger von Johannes Rau (SPD) wählen. ksc