Darf ich mal anfassen?

Die Frage nach der wirklichen Wirklichkeit stellt sich immer wieder neu – sagt thealit

Wie funktioniert Identität? Diese Frage stellt sich die Gruppe thealit mit dem Laboratorium „Virtual Minds. Kongress für fiktive Figuren“ (Start: heute, 19 Uhr.) Das geneigte Publikum könnte sich ein wenig verunsichert durch die Räume bewegen, denn „Identität ist durchaus nichts Sicheres“, so Kuratorin Helene von Oldenburg. Die Balance zwischen Wissen und Nichtwissen um die eigene Rolle in dieser Matrix, die wir „Welt“ nennen, findet in dieser Ausstellung ihre Spiegelung.

Keine Ausstellung im herkömmlichen Sinne übrigens: In den Räumen einer ehemaligen Drogerie verliert sich der Fiktionsfan beispielsweise inmitten diverser Bildschirme, die verschiedene Szenen einer eigens produzierten Reality-Show zeigen. In „Be Yourself!“ sind sechs Menschen wochenlang in einen Raum gesperrt: Es gewinnt, wer am überzeugendsten sie/er selbst ist. Authentizität als Verkaufsstrategie – keine neue, aber eine interessante Idee, zumal die sechs KandidatInnen Schauspieler sind, um auch hier „die Frage nach der Grenze zwischen Fiktion und Realität“ zu stellen.

Die spielerische Rollenfindung, wie sie die virtuellen Räume des Chats bietet, holt frau in die vakanten Hallen lokalen Großhandels. Vakant wie diese ist auch die Identität des Einzelnen, die nicht mehr den gleichen Zugehörigkeitsregeln folgt wie, sagen wir, zur Zeit der Französischen Revolution. Diese Entwicklung wollen die Damen von thealit nicht kritisieren, sondern den Zustand der „herausgeforderten Realität“ und die sich daraus ergebende Identitätsverschiebung bewusst machen.

Ein anderes Gimmick bietet die öffentliche internationale Suche nach Figuren-Fingiererinnen aller Couleur, die noch allerlei Überraschungen zu bieten hat. Niemand weiß nämlich, wer sich hinter den angekündigten Spionen, Zombies und Hochstaplern „wirklich“ verbirgt.

Auch der frauenpolitische Anspruch thealits kommt nicht zu kurz, denn dass sich die Ausstellung mit dem Thema Geschlechter und Rollenverteilung gerade nicht auseinandersetzt, zeige, dass „der Fokus nicht immer auf dem Mann liegen muss“. Feminismus heute. Robert Best

Zu sehen, hören und fühlen bis zum 28.3. Vor dem Steintor 77, im Künstlerhaus, unter www.thealit.de und www.beyourselftv.de