Jukebox

Die Kuh käut wieder, und das bekommt ihr gut

Richtig ist: Archivare sind nicht für die Zukunft zuständig. Ein wahrhaft infamer Erklärungsversuch aber bei der Frage, wieso sich derzeit in der Musik so wenig zu bewegen scheint, geschäftsmäßig wie gesellschaftlich gesehen, ist der Hinweis, dass doch schon so viel in der Ablage liege. Der Angriff der Vergangenheit auf die Gegenwart. Weil in einem fort immer nur die Historie abgearbeitet werden müsse, könne der Musikkonsument gar nicht mehr gegenwärtig sein. Archivalien fressen Zukunft auf.

Das klingt allerdings verteufelt nach dem alten Verantwortungslosigkeitsprinzip, dass halt die Eltern für alles zu haften haben. Die müssen doch sowieso den Entschuldigungszettel unterschreiben, und das dürfen sie schon deswegen umso lieber machen, weil wir in Sachen Pop längst zu unseren eigenen Eltern geworden sind. Was allerdings eine verzwickte Angelegenheit ist. Geradezu eine metaphysische Kondition, der man am besten derart begegnet, dass man ihr einfach aus dem Wege geht. Die Eltern sind schuld. Unsere Eltern sind die besten. In der aktuellen Ausgabe des deutschen Rolling Stone widmet man sich auf ganzen 23 Seiten (von insgesamt 116) ausschließlich den Beatles und den Beach Boys. Und damit ist man erst beim ‚B‘. Da kommt noch mehr. Größeres. Das ‚E‘.

Elvis geht immer. Am Donnerstag startet im Arsenal eine Elvis-Filmreihe. Manchen mag es hoffnungsvoll stimmen, dass zum Auftakt „Elvis: That’s the way it is“ zu sehen ist. Eine Dokumentation über Elvis’ Bühnen-Comeback 1969. Ein etwas müder Film. Mehr eine mühselige Angelegenheit.

Ein bisschen mehr an Zukunft gefällig? Eine Nummer eins weltweit im Jahr 1960 war Elvis Presley mit „It’s now or never“. Übrigens ein lupenreines Remake vom neapolitanischen Gassenhauer „O sole mio“. Eigentlich geht es den wiederkäuenden Kühen auf der Weide doch ganz gut. THOMAS MAUCH