Vereinte Jagd auf Kunsträuber

Iraks Nationalmuseum beschuldigt USA, Plünderungen nicht verhindert zu haben

LONDON dpa ■ Das geplünderte Irakische Nationalmuseum hat schwere Vorwürfe gegen die USA erhoben. Die US-Truppen in Bagdad hätten die Plünderungen verhindern können, wenn sie einen Panzer „50 oder 60 Meter weiter“ vor das Museum gefahren hätten, sagte der Forschungsdirektor des Museums, Donny George, gestern bei einer internationalen Konferenz im Britischen Museum in London. Mitarbeiter des Museums hätten die Truppen „angefleht“, den Panzer zu bewegen. „Das hätte das Museum gerettet. Aber sie haben gesagt, sie hätten keine Anweisungen dafür, und sind drei Tage weggeblieben“, sagte George. Er schließe nicht aus, dass dies „absichtlich“ geschehen sei.

Die Unesco will eine internationale Datenbank aufbauen, in der alle im Irak verschwundenen Kunstgegenstände gespeichert sind. Polizei und Zollbehörden in aller Welt könnten dann jeweils sehr schnell überprüfen, ob sie möglicherweise auf Schmuggelgut gestoßen seien, teilte die UN-Organisation bei der Konferenz mit. Dabei werde man eng mit Interpol kooperieren.

An der Konferenz nahmen Vertreter archäologischer Museen aus dem Irak, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und den USA teil. Die Konferenz appellierte an die USA, die irakischen Grenzen besser zu kontrollieren, um den Schmuggel von Kunstobjekten zu unterbinden. Den UN-Sicherheitsrat forderten die Museenvertreter auf, Sanktionen gegen Länder zu beschließen, die solchen Schmuggel zuließen.

John Curtis, Nahostexperte des Britischen Museums, sagte, die Plünderer hätten nicht nur gestohlen, sondern viele Jahrtausende alte Kunstschätze auch mutwillig zerstört, ebenso wie das Archiv des Museums. Sein Wiederaufbau werde Monate oder Jahre in Anspruch nehmen.