Sonor war das Posaunensolo

Von einem Konzert auf dem Lande berichtet unser Korrespondent aus Düppelsfleth

Das Publikum war einer akustischen Täuschung erlegen

Ein bemerkenswertes Beispiel für Geistesgegenwart in Verbindung mit hoher Kunstfertigkeit war kürzlich während eines Kammermusikabends im Neuen Gemeindesaal von Düppelsfleth zu erleben.

Im Rahmen der dankenswerterweise vom Norddeutschen Kreissparkassenverband großzügig geförderten Veranstaltung trat neben anderen Mitgliedern des Flensburger Philharmonischen Orchesters auch Gebhard Schmitz-Rosenhagen, der Solo- Posaunist dieses mittlerweile durchaus auch überregional geschätzten Klangkörpers, auf. Gemeinsam mit seiner rhythmisch bewundernswert exakt musizierenden Begleiterin Yoko Ohashi interpretierte er Paul Hindemiths Sonate für Posaune und Klavier in F, wobei er den derben Humor dieses herrlichen, viel zu selten gespielten Stückes zur Geltung zu bringen wusste

Vom herzlichen Applaus der freilich nicht übermäßig zahlreich erschienenen Düppelsflether Kammermusikfreunde beflügelt, brachte Schmitz-Rosenhagen als Zugabe eine Eigenkomposition zu Gehör, eine kleine Solo-piéce für sein Instrument, die sich als musikalisch recht leichtgewichtig, wenngleich technisch dankbar erwies.

Während einer hochfiligranen, vom Publikum geradezu atemlos verfolgten Pianissimo-Passage nun geschah es, dass dem Körper des Musikers, der leichtsinnigerweise kurz zuvor in der örtlichen Gaststätte „Weber-Stuben“ einen Linseneintopf genossen hatte, urplötzlich ein heftiger Darmwind entfuhr. Der hierbei entstehende laute und fast sonore Ton, es handelte sich um ein kleines d, war aufgrund der ausgezeichneten, von Kennern weithin gerühmten Akustik des Düppelsflether Neuen Gemeindesaales noch in der letzten Zuschauerreihe klar zu vernehmen. Nach einem peinvoll langen Augenblick allseitigen Schweigens, der freilich hier und da von verhaltenem Kichern unterbrochen wurde, erlangte Schmitz-Rosenhagen als Erster die Fassung wieder, intonierte das gewissermaßen noch im Raum stehende ominöse d auf seiner Posaune, umspielte es mit einigen knappen Figurationsmotiven und fand über einen geschickt modulierenden Lauf zu seinem Kernthema zurück.

Dieses Intermezzo fügte sich so organisch in die Faktur des Stückes ein, dass die Zuschauer, die sich eben noch irritiert oder erheitert gezeigt hatten, den Eindruck gewannen, einer akustischen Täuschung erlegen zu sein und doch nur Posaunentöne gehört zu haben. Schmitz-Rosenhagen jedenfalls wurde nach der Beendigung seiner virtuosen Darbietung geradezu frenetisch gefeiert. CHRISTIAN MAINTZ